Glossar

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David Nathan

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00:00:00 Herkunft

00:03:44 Deutsche Besatzungszeit

00:11:18 Deportation/Selektion

00:13:44 Alltag & Überleben im KZ Buna/Monowitz

00:30:35 Alliierte Bombardierung von Lager & Fabrik

00:37:37 KZ Buchenwald/Befreiung

00:44:00 Nachkriegszeit

„Sie haben es nicht geschafft, uns zu ‚Untermenschen‘ zu machen.“[1]

 

David Nathan wurde 1927 als jüngster von vier Geschwistern in Paris geboren. Seine Geschwister wurden im Marseille geboren, Sarah Nathan im Jahr 1915, Raymonde Nathan 1917 und sein Bruder Joseph 1918. David Nathans Eltern waren sephardische Juden, die während des Ersten Weltkriegs aus der Türkei nach Frankreich emigrierten. Die Familie betrieb ein Lampengeschäft. David Nathan ging oft zur Bibliothek, um sich Bücher zu leihen, bis das für Jüdinnen und Juden 1942 verboten wurde. Die Mutter war sehr gläubig, aber er empfand die Gottesdienstbesuche als lästig.

 

David Nathans Bruder Joseph wurde bereits 1942 verhaftet und kehrte nicht zurück; er verstarb nach der Befreiung an Erschöpfung. Der übrigen Familie gelang es, den großen Massenverhaftungen in Paris 1942 zu entkommen, doch eines Tages wurde die Familie verraten. David Nathan wurde von der Gestapo verhaftet, seine Mutter und seine Schwestern entgingen der Verhaftung durch Zufall. Im Juni 1944 wurde David Nathan nach Drancy gebracht und von dort mit einem der letzten beiden Transporte nach Auschwitz deportiert.

 

Er wurde von der SS zur Zwangsarbeit für die I.G. Farben ins KZ Buna/Monowitz gebracht und kam ins Straßenbaukommando. Wegen Entkräftungserscheinungen musste er mehrmals in den Krankenbau, um sich behandeln zu lassen und entging dort nur knapp den Selektionen. Später arbeitete er im Werkzeugmacherkommando – ein Freund gab ihm den Tipp, sich als Schlosser auszugeben, um in dieses Kommando eingeteilt zu werden. Die Arbeit war körperlich weniger anstrengend, dies trug mit zu seinem Überleben bei. Als die SS die „Evakuation“ des Lagers anordnete, wurde David Nathan mit den 10.000 übrigen Häftlingen auf den Todesmarsch getrieben, der für ihn im KZ Buchenwald endete. Die Solidarität, die er dort von den inhaftierten Kommunisten erfuhr, prägte ihn sehr. Bis zu seiner Befreiung im April 1945 blieb er in Buchenwald; bei seiner Befreiung wog er 32 Kilo. David Nathan kehrte ins befreite Paris zurück zu seiner Mutter und seiner Schwester Raymonde.

 

Nachdem er sich etwas erholt hatte, absolvierte David Nathan eine Lehre als Uhrmacher und arbeitete bis zu seiner Pensionierung in diesem Beruf. Er heiratete und das Paar bekam eine Tochter. Heute lebt David Nathan mit seiner Frau in der Nähe von Cannes. Als Cinephiler besucht er jedes Jahr das Filmfestival. Als Zeitzeuge geht er häufig in Schulen, um über seine Erlebnisse im KZ Buna/Monowitz zu sprechen.

(SD)



Quelle

David Nathan, Lebensgeschichtliches Interview [Frz.], 29.5.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.

[1] David Nathan, Lebensgeschichtliches Interview [Frz.], 29.5.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial. (Übers. SD)