Norbert Wollheim
Norbert Wollheim (1913–1998) wuchs in Berlin in einer assimilierten jüdischen Familie auf. Geprägt von der jüdischen Jugendbewegung der 1920er und 1930er Jahre war er zeitlebens sozial engagiert. 1938/39 war er maßgeblich an der Organisation der Kindertransporte nach England beteiligt. Im März 1943 wurde Norbert Wollheim zusammen mit seiner Frau Rosa und ihrem dreijährigen Sohn Uriel nach Auschwitz deportiert, wo er zur Zwangsarbeit ins KZ Buna/Monowitz geschickt wurde. Seine Familie wurde sogleich nach der Ankunft ermordet.
Nach der Befreiung lebte Norbert Wollheim in Lübeck in der Britischen Besatzungszone und setzte sich hier für die jüdischen Displaced Persons (DPs) ein. Er sagte in mehreren Nachkriegsprozessen aus und verklagte schließlich in den 1950er Jahren I.G. Farben auf Entschädigung für entgangenen Arbeitslohn und Schadensersatz. Dieser Prozess führte zur ersten Entschädigungszahlung eines deutschen Unternehmens an ehemalige NS-Zwangsarbeiter. 1951 emigrierte Norbert Wollheim mit seiner zweiten Familie in die USA, wo er in späteren Jahren über seine Lebensgeschichte in Interviews berichtete.