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Der Fernsehfilm Escape from Auschwitz. A Portrait of a Friendship (USA 2001, R: Josh Springer)

Im Zentrum des Fernsehfilms Escape from Auschwitz steht die Freundschaft der beiden KZ-Überlebenden Max Drimmer und Herman Shine, die Kindheit, Lagerhaft und die gemeinsame Flucht aus Auschwitz verbindet.

 

Zu Beginn begleitet die Kamera Max Drimmer zu einem Besuch bei Herman Shine, der Film erhält damit eine Rahmenhandlung, in der die beiden Männer gegenseitig ihre „Erinnerungen auffrischen“. Abwechselnd berichten die beiden Zeitzeugen – offensichtlich jedoch getrennt interviewt – von ihrer Verhaftung, ihrer Deportation zunächst ins KZ Sachsenhausen, später ins KZ Buna/Monowitz. Ergänzt werden ihre Aussagen zum einen durch einen kommentierenden Sprecher, der historische Hintergrundinformationen vermittelt, zum anderen durch einen Experten, den Philosophieprofessor John Roth, der die Aussagen der beiden Zeitzeugen unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten kontextualisieren soll. Die Erzählungen der beiden Männer werden ineinander geschnitten. Ihr Erleben von Folter, Strafen und Willkür wird auf der Bildebene mit eingeflochtenem historischem Foto- und Filmmaterial ‚belegt‘, dessen Herkunft und Inhalt jedoch weitgehend unerklärt bleiben.

 

Dazwischen äußert sich John Roth zu Funktion und Besonderheit von Überlebenszeugnissen, legt den Fokus jedoch vor allem auf die unglaubliche Überlebensgeschichte von Max Drimmer und Herman Shine, deren Helfer Józef Wróna zeige, „how human people could be in the midst of inhumanity“. Der Film folgt damit einem Narrativ der Universalisierung des Holocaust.

 

Die Tendenz einer positiven Deutung der Geschichte, sie sozusagen aus der Vernichtungsmaschinerie Auschwitz loszulösen, indem die Erfahrung von Mitmenschlichkeit und Unterstützung betont wird, zieht sich durch den Film. Auschwitz wird eingeführt als emotionale Folie, kreiert wird, auch über dramatisierende Streichermusik, eine Atmosphäre dumpfer Bedrohung. Die gemeinsame Erzählung wird aufgespalten in zwei Handlungsstränge: Hermans Bekanntschaft und Liebesgeschichte mit Marianne Schlesinger und Maxens Bekanntschaft mit ihrem späteren Fluchthelfer Józef Wróna. Beide Stränge werden parallel verfolgt und mit der Beschreibung der Flucht wieder zusammengefügt. Stellenweise wird dabei der tatsächliche Ablauf der Geschehnisse zugunsten dieser Zuspitzung der Handlung geglättet, etwa wenn die Zugfahrt nach Gleiwitz auf der Flucht als – symbolträchtigere, tatsächlich jedoch erst nach der Befreiung erfolgte – Zugfahrt zurück nach Berlin erscheint, zahlreiche Hindernisse vor und auch nach der Befreiung durch die Rote Armee unerwähnt bleiben und die Handlung erst mit dem doppelten Liebes-Happy-End der Nachkriegszeit, der Doppelhochzeit Herman Shines mit Marianne Schlesinger und Max Drimmers mit Herta Zowe, und der folgenden Ausreise in die USA wieder einsetzt: Hier wurde zugunsten einer stringenten Erzählung gekürzt. Im Abspann, begleitet von Louis Armstrongs What a wonderful world, kehrt der Film zum Leben der beiden Männer heute zurück, zur Goldenen Hochzeit und dem Wiedersehen mit ihrem Lebensretter Józef Wróna als Höhepunkt. Vor dem Pazifischen Ozean stehen Max Drimmer und Hermann Shine im Sonnenuntergang, während der Sprecher schließt: „Max Drimmer and Herman Shine have an amazing story. And they are best friends.“

(SP)



Filmographie

Titel: Escape from Auschwitz. A Portrait of a Friendship

Land: USA

Jahr: 2001

Regie: Josh Springer

Darsteller/innen: Max Drimmer, John Roth, Herman Shine, Marianne Shine

Produktion: kcsm-tv

Länge: 57 min