Glossar

Fahren Sie mit der Maus über ein rotes Wort im Haupttext, um den Glossareintrag für dieses Wort zu sehen.

Erich Kary

width: 340px; height: 226px; preview="/files/716/flash_preview/005_Erich_Kary.flv.jpg"; src="/files/716/original/005_Erich_Kary.flv"

00:00:00 Herkunft

00:04:50 Zionistische Jugendbewegung

00:10:57 Deportation/Selektion

00:17:26 Alltag & Überleben im KZ Buna/Monowitz

00:35:47 Todesmärsche/Befreiung

00:46:45 Nachkriegszeit

„[Ich] stellte mich vor Mutter und fragte: ‚Nun sag mal: Warum soll ich anders sein wie alle, mit denen ich bis heute gespielt habe?‘ Sie hat versucht, mir es zu erklären. Wir haben zum Schluss beide geheult. Wir haben’s nicht verstanden. Und wenn ich ehrlich sein soll: bis heute nicht.“[1]

 

Erich Kary wurde am 28. November 1924 in Angerburg, Ostpreußen, geboren. Er stammte aus sehr armen Verhältnissen. Sein Vater, Sigmund Kary, fuhr über die Dörfer und kaufte Lumpen, Eisen und Papier als ‚Rohprodukte‘ zum Weiterverkauf auf. Erich musste schon als Kind dazu verdienen, er half bei einem Schumacher aus. Sein vier Jahre älterer Bruder Alfred konnte 1938 mit der Hachschara nach Eretz Israel auswandern, wo er sich Tuvia nannte. Der Vater ging 1938 nach England, wohin die Mutter Klara Kary (geb. Schaul) nachkommen sollte, was aber nicht mehr gelang. Im November 1939 schickte sie Erich in das Hachschara-Lager Winkel bei Berlin, von dort kam er 1940 in das Hachschara-Lager Ahrensdorf.

 

Als 1941 die Hachschara verboten wurde, musste Erich Kary Ahrensdorf verlassen und kam zur Zwangsarbeit ins Arbeitslager Neuendorf. Im März 1943 wurde er zusammen mit seiner Mutter, die inzwischen auch zur Zwangsarbeit nach Neuendorf gebracht worden war, von der Gestapo in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße in Berlin gebracht. Am 19. April 1943 wurden sie nach Auschwitz deportiert, wo die SS Erichs Mutter zur Ermordung in die Gaskammern nach Birkenau schickte. Erich kam zur Zwangsarbeit für I.G. Farben in das KZ Buna/Monowitz. Er musste im Kabelkommando, in einem Magazin und schließlich als Schlosser arbeiten. Im Schlosserkommando 80 wurde er Vorarbeiter. Am 18. Januar 1945 trieb die SS Erich Kary zusammen mit tausenden anderer Häftlinge auf den Todesmarsch nach Gleiwitz. Er wurde zur Zwangsarbeit weiter ins KZ Mittelbau-Dora transportiert. Im April 1945 trieb die SS die Häftlinge aus Mittelbau-Dora erneut auf den Marsch über Osterode und Ravensbrück ins KZ Wöbbelin in Mecklenburg. Am 2. Mai 1945 verließ die SS das Lager, wenige Stunden später erreichte die U.S. Army Wöbbelin und begann, den befreiten Häftlingen zu helfen.

 

Erich Kary ging mit drei Freunden ins nahegelegene Ludwigslust, wo sie bei Eltern eines ehemaligen Monowitz-Häftlings, Eduard Besch, unterkamen. Im benachbarten Techentin lernte er bei einem Bauern Ruth Qaiser kennen, sie heirateten und blieben in Ludwigslust wohnen. Sie bekamen einen Sohn und eine Tochter. Erich Kary begann, im privaten Lebensmittelgroßhandel zu arbeiten, der einige Jahre später ein Volkseigener Betrieb wurde, in dem Erich Kary bis zum Betriebsteildirektor aufstieg. Erich Kary war und ist als Zeitzeuge in der Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin, einem ehemaligen Außenlager des KZ Neuengamme, ehrenamtlich tätig.

(MN)



Quelle

Erich Kary, Lebensgeschichtliches Interview [Dt.], 17.8.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.

[1] Erich Kary, Lebensgeschichtliches Interview [Dt.], 17.8.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.