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Die Errichtung des KZ Buna/Monowitz

Luftaufnahme des KZ Buna/Monowitz'© Fritz Bauer Institut
Luftaufnahme des KZ Buna/Monowitz
© Fritz Bauer Institut

Bereits am 21. Oktober 1941 hatte Walther Dürrfeld, der Werksleiter der I.G. Auschwitz, der Lagerkommandantur des KZ Auschwitz den Vorschlag unterbreitet, sämtliche 4.000 bis 5.000 KZ-Häftlinge, die für 1942 fest zum Bau der Chemischen Fabrik eingeplant waren, unmittelbar auf dem Firmengelände unterzubringen. Dieser Vorstoß der I.G.-Manager kam der Forderung nach Einrichtung eines KZ-Außenlagers gleich. Der Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, Rudolf Höß, sah sich zu diesem Zeitpunkt aus Mangel an Wachpersonal und Betriebsmitteln außer Stande, dem Wunsch der Werksleitung nachzukommen. Vereinbart wurde allerdings die dauerhafte Unterbringung von 200 Häftlingen des Buna-Außenkommandos in zwei Reichsarbeitsdienst-Baracken auf der Baustelle in unmittelbarer Nähe der Fertigbetonhallen.

 

Die Grundsatzentscheidung, ein firmeneigenes Konzentrationslager auf dem Werksgelände zu errichten, wurde um die Jahreswende 1941/42 zwischen der Werksleitung der I.G. Auschwitz und der Konzernspitze abgestimmt. Am 8. Januar 1942 bewilligte der für die Vergabe von Krediten zuständige Technische Ausschuss der I.G. Farben einen Antrag, der die Finanzierung des unternehmensintern als „Lager IV“ bezeichneten späteren KZ Buna/Monowitz einschloss. Im März 1942 begann die Bauleitung der I.G. Auschwitz mit dem Aufbau des Lagers – also noch bevor sie von der Lagerkommandantur des KZ Auschwitz die Zustimmung zur Einrichtung des KZ-Außenlagers auf dem Werksgelände erhalten hatte. Die formale Zustimmung der Lagerkommandantur zum Umbau von „Lager IV“ in ein Konzentrationslager erreichte die I.G. Werksleitung Ende Juni 1942. Es erhielt später die Bezeichnung KZ Buna bzw. Konzentrationslager Monowitz.

 

Am 17. und 18. Juli 1942 unternahm Himmler eine zweitägige Inspektionsreise nach Auschwitz, dabei ließ er sich von der I.G.-Bauleitung auch über das im Aufbau befindliche Chemiewerk informieren. Kurz darauf verhängte die SS in Auschwitz aufgrund der akuten Fleckfieberinfektionsgefahr eine Lagersperre. Der schlagartige Ausfall von mindestens 2.000 Häftlingen des Buna-Außenkommandos verschärfte den Ende Juli 1942 auf der Werksbaustelle bereits herrschenden Arbeitskräftemangel enorm und legte Teile der Baustelle lahm. Erst als die Organisation Todt Mitte August 1942 den Bau des Konzentrationslagers unterstützte, schritten die Arbeiten wieder schneller voran. Dennoch verzögerte sich die Fertigstellung des Lagers aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei Maschen- und Stacheldraht wochenlang.

 

Das KZ Buna/Monowitz war für ein KZ-Außenlager außergewöhnlich groß dimensioniert. Am 23. September 1942 besuchte der Chef des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes (WVHA), SS-Obergruppenführer Oswald Pohl, Auschwitz und wurde von dem I.G.-Vorstandsmitglied Otto Ambros über den Fortgang der Bauarbeiten informiert. Pohl stellte bei diesem Treffen die pünktliche Bereitstellung der angeforderten Häftlinge bis zum 15. Oktober 1942 – der erwarteten Fertigstellung des Lagers – in Aussicht. Im Stammlager Auschwitz traf am 19. Oktober der erste Transport mit Häftlingen aus dem KZ Buchenwald ein, aus dem die SS Sklavenarbeiter für die I.G. Farben-Baustelle selektierte. Ende Oktober 1942 wurden die ersten Häftlinge in das KZ Buna/Monowitz verlegt.

(FS)



Literatur

Schmaltz, Florian: Die IG Farbenindustrie und der Ausbau des Konzentrationslagers Auschwitz 1941–1942. In: Sozial.Geschichte. Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21 Jahrhunderts 21 (2006), H. 1, S. 33–67.

Setkiewicz, Piotr: Ausgewählte Probleme aus der Geschichte des IG Werkes Auschwitz. In: Hefte von Auschwitz 22 (2002), S. 7–147.

Wagner, Bernd C.: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München: Saur 2000.