Glossar

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Gerhard Maschkowski (*1925)

Gerhard Maschkowski, Videostill aus dem Interview für das Wollheim Memorial, 2007
'© Fritz Bauer Institut
Gerhard Maschkowski, Videostill aus dem Interview für das Wollheim Memorial, 2007
© Fritz Bauer Institut

„Der Todesmarsch war das Schlimmste. Wenn man es soweit schon gebracht hat, ja, bis, noch am Leben zu bleiben bis Januar 45. Und dann marschiert, marschiert, marschiert, marschiert. Und so kalt. Und natürlich, ich mein‘, einen Regenschirm haben wir nicht gehabt. Es spielt keine Rolle, Regen oder Schnee oder was immer, wir waren nass. Weiter konnt’s ja nicht gehen wie auf die Haut. Und dann am nächsten Tag, wenn die Sonne geschienen hat, oder nicht, auf jeden Fall – na, Sonne war nicht viel da sowieso – dann ist es getrocknet oder es ist gefroren.“[1]

 

Gerhard Maschkowski wurde am 19. Mai 1925 in Elbing, Westpreußen, als Sohn von Arthur und Hertha Maschkowski geboren. Der Vater besaß ein Vervielfältigungsbüro, er war im Ersten Weltkrieg verwundet worden und erblindet. Gerhard hatte einen älteren Bruder, Sigfried; ihm gelang es 1939, nach Palästina auszuwandern. Nach dem 9. November 1938 konnte Gerhard Maschkowski nicht mehr zur Schule gehen, seine Eltern schickten ihn daraufhin auf eine Gartenbauschule in Ahlem bei Hannover.

 

Nach drei bis vier Monaten kam er ins Lager Jessenmühle, wo 45 jüdische Jugendliche Zwangsarbeit für Bauern und die Stadtverwaltung leisten mussten. 1941 kam er zur Zwangsarbeit nach Neuendorf bei Fürstenwalde. Von dort brachte ihn die Gestapo am 8. April 1943 ins Sammellager in der Großen Hamburgerstraße in Berlin, um ihn von dort nach Auschwitz zu deportieren. Gerhard Maschkowski kam am 20. April 1943 in Auschwitz an und wurde zur Zwangsarbeit für I.G. Farben ins KZ Buna/Monowitz geschickt. Im Lager halfen zionistische Häftlinge den Neuankömmlingen aus Neuendorf, da diese auch Zionisten waren. Gerhard Maschkowski musste erst im Zementkommando und dann in einem Elektrikerkommando arbeiten; dank der etwas besseren Bedingungen in diesem Kommando konnte er als ‚Elektriker‘ überleben. Am 18. Januar 1945 trieb die SS ihn und die anderen Häftlinge des KZ Buna/Monowitz auf den Todesmarsch nach Gleiwitz und weiter durch Deutschland und Tschechien, bis er gegen Ende April auf dem Todesmarsch zusammenbrach, an die letzten Tage hat er keinerlei Erinnerung. Er erwachte in einem Krankenhaus in Breslau und war frei und sicher durch die Hilfe der Roten Armee.

 

Aus dem Krankenhaus entlassen machte sich Gerhard Maschkowski auf die Suche nach seinen Eltern. Sie hatten das KZ Theresienstadt überlebt und er fand sie im DP-Camp Deggendorf in Bayern wieder. Dort lernte er Ursula Nauman kennen, auch eine Überlebende der Konzentrationslager. Gemeinsam wanderten sie 1947 in die USA aus und heirateten in New York. Gerhard Maschkowski eröffnete eine Autowerkstatt in Florida. Das Paar bekam eine Tochter und zwei Söhne. 1979 verkaufte er die Werkstatt und sie gingen nach Los Angeles, CA. Ursula Maschkowski verstarb 2005. Gerhard Maschkowski lebt heute in San Diego, CA.

(MN)

 

 

Gerhard Maschkowski, lebensgeschichtliches Interview

(Deutsch)



Quelle

Gerhard Maschkowski, Lebensgeschichtliches Interview [Dt.], 29.6.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.

[1] Gerhard Maschkowski, Lebensgeschichtliches Interview [Dt.], 29.6.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.