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Die Einweihung des Mahnmals für die ermordeten Hamburger Juden auf dem Friedhof Ohlsdorf

Das Mahnmal auf dem Friedhof Ohlsdorf'© KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Das Mahnmal auf dem Friedhof Ohlsdorf
© KZ-Gedenkstätte Neuengamme

 a  „War in uns allen, als der Stacheldraht der Konzentrationsläger für uns fiel, und wir endlich die Sklavenketten von unseren zerschundenen Gliedern streifen konnten nicht die unbändige Hoffnung und der tiefe Glaube in uns, dass das Leid der Gepeinigten die Welt so erschüttern, und die Empörung über die Peiniger so anhaltend bleiben werde, dass in dieser gequälten und zerrissenen Welt endlich die Einsicht siegen müsste über den Fanatismus, Vernunft über hasserfüllte Raserei, der Respekt vor dem Nebenmenschen über die Verherrlichung der Kategorie, und die Achtung vor dem freien Individuum heiliger gehalten sein werde als der Appell an den niedrigen Instinkt der Massen, wenn Unverfrorene sich anschicken einen Mythos vom Massenverbrecher zu schaffen, und Sühne für beispiellosen Massenmord als Verletzung der Menschlichkeit zu deklarieren.

In dieser Stunde, der Stunde des Gedenkens und der Ehrung jener sechs Millionen unschuldiger jüdischer Männer, Frauen und Kinder, scheint es mir daher Pflicht zu sein eine ernste Warnung ergehen zu lassen an all diejenigen die da glauben, die Welt vergessen machen zu können dass es keine Tat ohne Täter, und kein Verbrechen ohne Verbrecher gibt. Kein Recht ist teilbar, so wenig wie das Verbrechen teilbar sein kann. Weder neue politische Konstellationen, noch Zeitabläufe können Vorgänge von einmaliger Grausamkeit ungeschehen machen.“

(Rede Norbert Wollheims anlässlich der Einweihung des Mahnmals der jüdischen Gemeinde Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf am 24. Juni 1951.)

Der jüdische Friedhof Ohlsdorf in Hamburg wurde im Jahr 1883 angelegt. 1943 wurde er geschlossen und mit Behelfswohnheimen überbaut. Nach 1945 konnte die Bestattung jüdischer Toter wieder aufgenommen werden.

 

Am 24. Juni 1951 wurde auf dem Friedhof das Mahnmal der jüdischen Gemeinde Hamburg eingeweiht. Ein Gedenkstein mit einer hebräischen und einer deutschen Inschrift erinnert seither an die Millionen jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Norbert Wollheim hielt als Vertreter des am 19. Juli 1950 gegründeten Zentralrats der Juden in Deutschland anlässlich der Einweihung eine Rede.  a  Darin ermahnte er die Lebenden, tolerant zu sein und keine Rache an den Tätern üben zu wollen, und warnte gleichzeitig vor dem Vergessen und einem erneut drohenden Aufkommen von Antisemitismus und Leid. Das Denkmal solle diejenigen ermahnen, die „das reine Blut der Unschuldigen auf sich geladen haben“, aber auch an all diejenigen erinnern, die keine Grabstätte erhalten haben. So stehe das Mahnmal symbolisch für eine Verbindung von Vergangenheit und Zukunft, für eine Zukunft, in welcher der Staat Israel, der erst durch die Opfer in der Vergangenheit möglich gemacht worden sei, für die jüdische Bevölkerung Sicherheit und Freiheit bedeuten werde.

 

Im Jahr 1957 wurde dem Gedenkstein eine Urne mit Asche von Toten aus dem Konzentrationslager Auschwitz beigefügt.

(BG)

 



Quellen

Rede Norbert Wollheims anlässlich der Einweihung des Mahnmals der jüdischen Gemeinde Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf am 24. Juni 1951.

Radiomitschnitt, Einweihung des Mahnmals der Jüdischen Gemeinde Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf, 24.6.1951, NDR.