Glossar

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Heinz Galinski (1912–1992)

„Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um jetzt zu schweigen.“[1]

 

Heinz Galinski kam am 28. November 1912 in Marienburg, Westpreußen, als Sohn des Textilkaufmanns Albert Galinski und dessen Ehefrau Marie (geb. Mendelsohn) zur Welt. Er besuchte die jüdische Religionsschule in Marienburg. Nach dem Abitur absolvierte Heinz Galinski eine Ausbildung zum Textilkaufmann und fand nach seinem Abschluss 1933 eine Anstellung in Rathenow. Dort lernte er auch Gisela Jakobsohn kennen, die er im November 1938 heiratete. Das Paar zog nach Berlin, wohin seine Eltern umgezogen waren. Ab 1940 wurden Gisela und Heinz Galinski und seine Mutter Marie zur Zwangsarbeit in den Rüstungsbetrieben der Stadt verpflichtet; nur der Vater, Kriegsinvalider des Ersten Weltkriegs, war davon befreit. Am 26. Februar 1943 wurden Gisela, Marie und Heinz Galinski nach Auschwitz deportiert. Albert Galinski war nicht transportfähig und starb kurz darauf auf der Polizeistation des Jüdischen Krankenhauses.

 

Gisela und Marie Galinski wurden kurz nach der Ankunft im KZ Auschwitz ermordet, Heinz Galinski wurde zur Zwangsarbeit für I.G. Farben ins KZ Buna/Monowitz selektiert. Nach knapp zwei Jahren Schwerstarbeit und Hunger trieb die SS Heinz Galinski gemeinsam mit tausenden weiterer Auschwitz-Häftlinge am 18. Januar 1945 auf den Todesmarsch nach Gleiwitz. Von dort gelangte er nach Mittelbau-Dora und schließlich ins KZ Bergen-Belsen, wo er am 15. April 1945 von britischen Soldaten befreit wurde.

 

Im Juli 1945 kehrte Heinz Galinski nach Berlin zurück; seine ganze Familie war ermordet worden. In den folgenden Jahren setzte er sich für die Gleichstellung und Versorgung rassisch, politisch und religiös Verfolgter ein und half mit, die Jüdische Gemeinde in Berlin wieder aufzubauen. 1947 heiratete er erneut: mit Ruth (geb. Weinberg) bekam er 1949 eine Tochter, Evelyne. Auswanderungspläne in die USA konnte die Familie nicht realisieren. 1949 übernahm Heinz Galinski den Vorsitz der Jüdischen Gemeinde Berlin, wo er in den folgenden 43 Jahren aktiv gegen Antisemitismus kämpfte. Er gehörte zu den Mitbegründern des Zentralrats der Juden in Deutschland im Jahr 1951, dessen Vorsitzender er von 1954–1963 und erneut 1988–1992 war. Sein Engagement wurde 1982 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband gewürdigt. Heinz Galinski erhielt 1983 die Ehrendoktorwürde der Universität Bar Ilan, Israel, und war seit 1987 Ehrenbürger der Stadt Berlin. Dort verstarb Heinz Galinski am 19. Juli 1992.

 

In Erinnerung an seine Verdienste wird seit 1989 jährlich der Preis der Heinz-Galinski-Stiftung verliehen.

(SP)



Literatur

Brenner, Michael: Nach dem Holocaust. Juden in Deutschland 1945–1950. München: Beck 1995.

Schütz, Klaus: Heinz Galinski. Ein Berliner unter dem Davidsschild. Teetz: Hentrich & Hentrich 2004.

http://www.zentralratdjuden.de/de/topic/19.html

[1] Heinz Galinski, zit. n. Klaus Schütz: Heinz Galinski. Ein Berliner unter dem Davidsschild. Teetz: Hentrich & Hentrich 2004, S. 42.