Glossar

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Heinz Kahn (*1922)

Heinz Kahn (rechts) und seine Schwester Trude (Person links unbekannt)'© Dr. Heinz Kahn
Heinz Kahn (rechts) und seine Schwester Trude (Person links unbekannt)
© Dr. Heinz Kahn
Familie Kahn'© Dr. Heinz Kahn
Familie Kahn
© Dr. Heinz Kahn
Heinz Kahn, seine Schwester Trude und ein Freund, Hans Hackethal'© Dr. Heinz Kahn
Heinz Kahn, seine Schwester Trude und ein Freund, Hans Hackethal
© Dr. Heinz Kahn

„Ich hatte den Vorteil deutsch zu sprechen, denn deutsch war die Lagersprache. Doch ich habe mich geschämt, ein Deutscher zu sein, und habe auf die Frage, wo ich herkäme, immer geantwortet: von der Luxemburger Grenze.“[1]

 

Heinz Kahn wurde am 13. April 1922 in Hermeskeil geboren. Sein Vater war als Tierarzt und Weltkriegsteilnehmer angesehen im Ort, seine jüngere Schwester und er hatten eine schöne Kindheit. Heinz war ein guter Schüler und besuchte bis 1936 die höhere Schule. Dort bekam er den beginnenden Antisemitismus zu spüren, seine Freunde wandten sich von ihm ab; mit seinen schönen Baukästen musste er alleine spielen. Immer öfter begleitete er stattdessen seinen Vater auf dessen Behandlungsfahrten. Nach dem Schulausschluss begann er zunächst eine kaufmännische Ausbildung, dann eine Schlosserlehre in Frankfurt am Main. Dort wurde er in einer Telefonbaugruppe angelernt und blieb dort bis zum 9. November 1938. Es folgte Zwangsarbeit in der „Judenkolonne“ in Köln und Trier; sein Meister beschäftigte ihn jedoch in Lothringen, und er konnte beim Pendeln Zeitungen lesen und Nahrungsmittel ergattern.

 

Ende Februar 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet und zusammen mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. Sein Vater trug ihm auf, zu überleben – seine Eltern sah Heinz nie wieder. Er kam ins KZ Buna/Monowitz. Dort erfuhr er in der ersten Nacht von einem polnischen Arzt, seine Angehörigen seien vergast, und, wer schwach sei, würde in der Gaskammer landen. Heinz Kahn hatte Glück, er bekam sofort eine verhältnismäßig gute Tätigkeit im „Stubendienst“. Dennoch erlitt er eine Daumenverletzung und musste sich im Krankenbau melden. Dort half er bei der Behandlung und wurde nach einiger Zeit als Pfleger dort angestellt. Fortan knüpfte er Kontakt zum kommunistischen Widerstand, arbeitete zusätzlich in der Schreibstube und versuchte, Mitgefangenen z.B. bei Selektionen zu helfen, indem er ihre Nummern gegen diejenigen bereits Toter austauschte.

 

Auf dem Todesmarsch im Januar 1945 gelangte er nach Buchenwald, wo er von den Amerikanern befreit wurde. Nach dem Krieg gründete er die jüdische Gemeinde in Trier neu, machte das Abitur nach und bekam einen Studienplatz für Tiermedizin in Berlin. Er ließ sich als Tierarzt in Polch nieder, wo er seitdem praktiziert. Erst nach viel Mühe gelang es Heinz Kahn, die verstreuten Besitztümer seiner Familie wieder zu erlangen. Aus seiner Familie kamen über hundert Menschen im Holocaust ums Leben.

(SP)

 

 

Heinz Kahn, lebensgeschichtliches Interview

(Deutsch)



Quelle

Heinz Kahn, Lebensgeschichtliches Interview [Dt.], 11.7.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.

 

Literatur

Kahn, Dr. Heinz: Erlebnisse eines jungen deutschen Juden in Hermeskeil, Trier, Auschwitz und Buchenwald in den Jahren 1933 bis 1945. In: Johannes Mötsch (Hg.): Ein Eifler für Rheinland-Pfalz. Festschrift für Franz-Josef Heyen. Mainz: Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte 2003, S. 641–659.

[1] Dr. Heinz Kahn: Erlebnisse eines jungen deutschen Juden in Hermeskeil, Trier, Auschwitz und Buchenwald in den Jahren 1933 bis 1945. In: Johannes Mötsch (Hg.): Ein Eifler für Rheinland-Pfalz. Festschrift für Franz-Josef Heyen. Mainz: Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte 2003, S. 641–659, hier S. 651.