Glossar

Fahren Sie mit der Maus über ein rotes Wort im Haupttext, um den Glossareintrag für dieses Wort zu sehen.

Marcel Ginzig

width: 340px; height: 226px; preview="/files/738/flash_preview/013_Marcel_Ginzig.flv.jpg"; src="/files/738/original/013_Marcel_Ginzig.flv"

00:00:00 Herkunft

00:06:25 Deutscher Überfall auf Polen

00:12:14 Ghetto Krakau

00:20:24 Zwangsarbeit

00:31:44 Alltag & Überleben im KZ Buna/Monowitz

00:41:47 Todesmärsche/Befreiung

00:51:08 Nachkriegszeit

„Das war, wie soll ich es sagen, es waren Schatten von Menschen, die mit der Kraft ihrer Ermüdung gingen. Die arbeiteten, als ob sie nicht arbeiteten. Die nicht dachten, die bereits ganz und gar, ich sage nicht, blöde waren, ich weiß nicht, was sie waren. Sie waren, sie waren nicht Menschen, sie waren einfach nur Sklaven ohne Gedanken, ohne alles. Ein Arbeitstier, bis er hinfiel, und das war es.“[1]

 

Marcel Ginzig wurde 1923 als ältestes Kind von David und Frederika Ginzig (geb. Diamant) in Krakau geboren, seine Schwester Halina war sieben Jahre jünger. Familie Ginzig gehörte zur wenig religiösen assimilierten Mittelschicht, Marcel wuchs zweisprachig Polnisch und Deutsch auf. Der Vater besaß ein Geschäft für Chemikalien und Baumaterialien. Marcel Ginzig besuchte ab 1929 die Hebräische Grundschule, dann das Gymnasium in Kraków. Nach der Besetzung Polens durch das Deutsche Reich konnte er jedoch kein Abitur mehr machen. Mit der deutschen Besatzung begann in Kraków bald die Judenverfolgung, die Familie musste nun im Ghetto leben und ihre Wohnung dort mit zwei anderen Familien teilen. Am 13. Dezember 1939 wurde Marcel Ginzig verhaftet, von der SS misshandelt und in das Arbeitslager Pustkow gebracht. Durch Bestechung gelang es seinem Vater, ihn nach Kraków zurückzuholen.

 

Im Mai 1942 begannen die Besatzungsbehörden mit der Deportation der Juden aus Krakau. Auch David und Frederika Ginzig wurden nach Belzec gebracht und dort ermordet. Marcel blieb mit seiner Schwester im Ghetto, wurde aber wenige Monate später verhaftet und ins KZ Płaszów gebracht. Die damals 12-jährige Halina blieb alleine im Ghetto zurück, Marcel Ginzig konnte nie etwas über ihr weiteres Schicksal in Erfahrung bringen.

 

In Płaszów meldete er sich als Schlosser und musste Baracken bauen, später Nähmaschinen reparieren. Dort begegnete er seinem Schulfreund Henryk Hershtein, gemeinsam überstanden sie die folgenden Jahre in den deutschen KZs. Im November 1942 wurden sie von Płaszów zum Bau einer Zementfabrik ins KZ Ostrowiec deportiert. Marcel Ginzig erkrankte an Typhus und entging nur knapp deutschen Sanitäterlehrlingen, die die kranken Häftlinge zu Tode spritzten. Als im Spätsommer 1944 die Rote Armee näherrückte, wurden die Häftlinge aus Ostrowiec ins KZ Buna/Monowitz deportiert. Dort traf Marcel Ginzig auf Yehuda Maimon, genannt Poldek, der als Widerstandskämpfer bereits 1941 in Auschwitz inhaftiert worden war. Poldek holte ihn und Henryk Hershtein aus dem Kabelkommando und besorgte ihnen eine Arbeit als Schweißer, die ihnen das Überleben ermöglichte. Am 18. Januar 1945 wurden die beiden Freunde mit tausenden anderen Häftlingen von der SS auf den Todesmarsch nach Gleiwitz geschickt. Von dort wurden sie in offenen Waggons über Bratislava und Buchenwald nach Sonnenberg gebracht, wo sie noch einmal Zwangsarbeit leisten mussten. Im April 1945 wurden sie von der U.S. Army befreit.

 

Nach einer Zeit im Krankenhaus in Karlsbad entschloss sich Marcel Ginzig, nach Kraków zurückzukehren, doch hatte niemand von seinen Angehörigen überlebt. 1946 lernte er in Kraków Krisha kennen, sie heirateten und wanderten 1950 nach Israel aus, wo Marcel Ginzig in der Erwachsenenbildung arbeitete. Ihre Kinder und Enkelkinder kamen dort zur Welt. Marcel und Krisha Ginzig leben heute in Tel Aviv.

(MN) 



Quellen

Marcel Ginzig, Lebensgeschichtliches Interview [Hebr.], 17.12.1996. USC Shoah Foundation Institute, Survivors of the Shoah Visual History Archive, Code 25050.

Marcel Ginzig, Lebensgeschichtliches Interview [Hebr.], 25./26.7.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.

[1] Marcel Ginzig, Lebensgeschichtliches Interview [Hebr.], 25./26.7.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial. (Übers. MN)