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Maurice de la Pintière: Bilder von Mittelbau-Dora

Bauarbeiten: Entkräftete Häftlinge mühen sich mit einer vollbeladenen Lore'© Nachlass Maurice de la Pintière
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01/07
Bauarbeiten: Entkräftete Häftlinge mühen sich mit einer vollbeladenen Lore
© Nachlass Maurice de la Pintière

Für Peter Wolff, Überlebender des KZ Buna/Monowitz und bis zu seinem Tod 2007 beteiligt an der Realisierung des Norbert Wollheim Memorials, drückten die Bilder Maurice de la Pintières die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge am schonungslosesten aus. Er betonte insbesondere die Aussagekraft der Häftlingsgruppe an der Lore.

 

Maurice de la Pintière, am 6. Juli 1920 in Vouvant in der Vendée geboren, lernte bereits als Kind Karikatur und Aquarellmalerei schätzen. Er begann 1940, an der Ecole nationale des Beaux-Arts in Paris akademisches und anatomisches Zeichnen zu studieren. 1943 schloss er sich der Résistance an und wurde mit seiner Gruppe im Juni 1943 an der spanischen Grenze von den Deutschen verhaftet. Über das KZ Buchenwald gelangte de la Pintière im November 1943 ins KZ Mittelbau-Dora. Dort konnte er überleben, weil sich ein Kapo für seine Zeichnungen interessierte und ihn einteilte, um Baracken zu bemalen. Nach der Räumung des KZ Mittelbau-Dora wurde Maurice de la Pintière in das KZ Bergen-Belsen verbracht und dort am 15. April 1945 befreit. Unmittelbar nach seiner Befreiung erkrankte er an Tuberkulose; in der Zeit seiner Rekonvaleszenz zeichnete er die Erinnerungen auf, die ihn verfolgten.

 

Diese Bilder zeigen ausgemergelte Häftlinge in ihren gestreiften Anzügen, aus den weichen Konturen des mit Aquarellfarben gestalteten Hintergrunds – oftmals Schattenrisse dürrer, gebeugter Kameraden – treten im Vordergrund Szenen höchster Grausamkeit hervor. Unter gehenkten Häftlingen mit verzerrten Gesichtern zieht die schattenhaft angedeutete Masse der Häftlinge vorbei; ein Kapo springt mit vollem Körpergewicht und Lederstiefeln auf einen Häftling, der eine Grube aushebt; im Untertagebau stirbt ein Häftling, während die übrigen ihre schwere Arbeit zu verrichten gezwungen sind. Insbesondere die Gesichter der Abgebildeten sind oft hart umrissen und kantig. Sie zeugen in der expressiven Stärke der schlichten Linienführung von de la Pintières Ausbildung als Karikaturist. Die Bilder sind in Graustufen gehalten und rufen die bedrückende, düstere Atmosphäre des Lagers – in diesem Fall das KZ Mittelbau-Dora – mit Hilfe von Kolonnen geprügelter, misshandelter Häftlinge, auf.

 

Maurice de la Pintière kehrte nach seiner Befreiung in seinen Beruf als Zeichner und Maler zurück. Er litt lebenslang an den Folgen seiner Lagerhaft, seine Tuberkuloseerkrankung brach immer wieder aus und hinderte ihn über lange Zeiträume an der Arbeit. Er starb 2006.

(SP)



Literatur

Garnier, Louis: Maurice de la Pintière. In: La Memoire de Dora-Mittelbau. Bulletin Trimestre de l’Association des Déportés de Dora, Ellrich, Harzungen et K° 64 (2006), S. 7–9.