Glossar

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Paul Grünberg (*1923)

Paul Grünberg, Videostill aus dem Interview für das Wollheim Memorial, 2007'© Fritz Bauer Institut
Paul Grünberg, Videostill aus dem Interview für das Wollheim Memorial, 2007
© Fritz Bauer Institut

„Aber wie wollen Sie z.B. meinem Enkel erzählen, was Hunger ist? Wie soll man das erzählen? Die kennen das Gefühl nicht. Oder was Freiheit ist, das kann man niemandem, das kann man nicht erklären.“[1]

 

Paul Grünberg wurde am 24. Januar 1923 in Wien als einziges Kind von Oskar und Else (geb. Wolf) Grünberg geboren. Seine Mutter war Schneidermeisterin, der Vater Kürschnergeselle. Paul Grünberg begann mit 14 Jahren eine Schneiderlehre, die nach dem „Anschluss“ Österreichs unterbrochen wurde, da sein Meister in die Schweiz emigrierte. Nach der „Reichspogromnacht“ am 9. November 1938 wurde Oskar Grünberg verhaftet und kam ins KZ Dachau, wurde aber bald als Veteran des Ersten Weltkrieges wieder freigelassen. Am 11. September 1939 wurde Oskar Grünberg erneut von der Gestapo verhaftet, die auch Paul gleich mitnahm. Vater und Sohn kamen ins Gefängnis an der Rossauer Lände, von wo sie einige Tage später ins KZ Buchenwald deportiert wurden. Seine Mutter und seine Großeltern wurden 1941 nach Modliborzyce deportiert und ermordet.

 

Oskar und Paul Grünberg mussten in Buchenwald im Steinbruch arbeiten. Oskar Grünberg hielt dies nicht lange durch und wurde im Krankenrevier von Buchenwald ermordet. Durch die Hilfe eines Wiener Häftlings wurde Paul Grünberg zur Arbeit in der Gärtnerei versetzt. Im Oktober 1942 brachte die SS ihn zusammen mit Fritz Kleinmann und anderen jüdischen Häftlingen aus Buchenwald ins neu errichtete KZ Buna/Monowitz. Paul Grünberg arbeitete erst als Blockschreiber und kam wegen seiner schönen Schrift und, da er vorgab, Buchhalter zu sein, in die Schreibstube. Im Sommer 1944 wurde er in die Schreibstube des Außenlagers Neu-Dachs (Jaworzno), einer Kohlengrube, versetzt. Am 15. Januar 1945 trieb die SS die Häftlinge aus Jaworzno auf den Todesmarsch. Anfang Mai 1945 ließ die SS die Häftlinge alleine zurück in Tschechien und floh. Paul Grünberg versteckte sich mit einem Freund in einem Bauernhaus in Reichenberg/Liberec, bis die Rote Armee kam, die ihnen half.

 

Paul Grünberg kehrte nach Wien zurück; er hatte als einziger seiner Familie überlebt. Ein ehemaliger Häftling besorgte ihm eine Stelle in der Verwaltung eines großen Verlagshauses, wo er bis zur Rente arbeitete. 1949 heiratete Paul Grünberg seine Frau Johanna, sie bekamen einen Sohn. Johanna Grünberg starb 1974. Heute lebt Paul Grünberg mit seiner zweiten Frau Ottilie in Wien.

(MN)

 

 

Paul Grünberg, lebensgeschichtliches Interview

(Deutsch)



Quellen

Paul Grünberg, Lebensgeschichtliches Interview [Dt.], 1.2.1998. USC Shoah Foundation Institute, Survivors of the Shoah Visual History Archive, Code 47322.

Paul Grünberg, Lebensgeschichtliches Interview [Dt.], 16.6.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.

[1] Paul Grünberg, Lebensgeschichtliches Interview [Dt.], 16.6.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.