Robert Waitz (1900–1978)
(Robert Elie Waitz, Eidesstattliche Erklärung, 12.11.1947, NI-12373. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, ADB 75 N (d), Bl. 31–39, hier Bl. 33–34.)
So it was my friendship with Professor Waitz that saved my life.“
(Knoller, Freddie (with John Landaw): Desperate Journey. Vienna – Paris – Auschwitz. London: Metro 2002, S. 181.)
„Unter normalen Verhaeltnissen haetten 90% der gesamten Haeftlingsstaerke von Monowitz in ein Krankenhaus eingeliefert werden muessen. [...] Es konnte IG-Angehoerigen gar nicht verborgen bleiben, dass eine bestimmte Sprache nach einer gewissen Zeit auf der Baustelle nicht mehr zu hoeren war.“[1]
Robert Elie Waitz wurde am 20. Mai 1900 in Neuvy, Frankreich, geboren. Nach dem Abitur 1917 studierte er in Paris Medizin, wo er sein Studium 1931 als Dr. med. abschloss. 1933 wurde er außerordentlicher Professor an der Université Strasbourg. Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich im Mai 1940 betätigte er sich im französischen Widerstand, wo er zum Chef Franc Tireur (Auvergne) aufstieg. Als solcher wurde er am 3. Juli 1943 in Clermont-Ferrand von der Gestapo verhaftet und ins Gefängnis von Moulin gebracht. Am 10. September 1943 kam er ins Sammellager Drancy und wurde von dort am 10. Oktober 1943 nach Auschwitz deportiert. Unmittelbar bei seiner Ankunft selektierte die SS ihn gemeinsam mit 250 weiteren Juden für das KZ Buna/Monowitz. Dort wurde Robert Waitz Häftlingsarzt der „Inneren Ambulanz“ im Häftlingskrankenbau des Lagers.
Auf dem Todesmarsch wurde Robert Waitz im Januar 1945 gemeinsam mit vielen weiteren Monowitz-Häftlingen zu Fuß nach Gleiwitz getrieben und von dort in offenen Viehwaggons weiter nach Buchenwald transportiert. Dort arbeitete er als Freiwilliger im Fleckfieberblock, bis er im April von der U.S. Army befreit wurde. Prof. Dr. Robert Waitz kehrte nach Strasbourg zurück, wo er 1946 ordentlicher Professor der Universität wurde. Darüber hinaus war er Präsident der „Amicale d’Auschwitz“, Ritter der Ehrenlegion und Träger der französischen Widerstandsmedaille und des Kriegsverdienstkreuzes. Bereits 1947 veröffentlichte er einen Bericht über seine Zeit und die Arbeit im Häftlingskrankenbau des KZ Buna/Monowitz. Robert Waitz starb 1978.
(SP)