Glossar

Fahren Sie mit der Maus über ein rotes Wort im Haupttext, um den Glossareintrag für dieses Wort zu sehen.

Ya’acov (Jack) Handeli

width: 340px; height: 226px; preview="/files/729/flash_preview/015_Jack_Handeli.flv.jpg"; src="/files/729/original/015_Jack_Handeli.flv"

00:00:00 Herkunft

00:05:00 Deutsche Besatzungszeit

00:15:15 Deportation/Selektion

00:21:56 Griechische Juden im KZ

00:28:41 Lagerselektionen

00:33:10 Alltag & Überleben im KZ Buna/Monowitz

00:42:38 Todesmärsche/Befreiung

00:48:19 Nachkriegszeit

„So here I was, alone in the world, without my brothers any more. There was no one around from my neighborhood, or school, or from the area I used to life in. Only the strong ones remained, but I did not know any of them. Of the people I had known as a child, of the many people that had been part of my surroundings, none was left. I already knew what had become of my parents, brothers and sisters; my Belgian friend was no longer alive, either. I was alone.“[1]

 

Ya’acov Handeli wurde 1928 als jüngster Sohn von Salomon und Dudun (geb. Ben Nathan) Handeli in Salonika (Thessaloniki), Griechenland, geboren. Er hatte zwei ältere Brüder, Yehuda und Samuel, und drei ältere Schwestern, Perla, Lucie und Bienvenida. Bei ihnen lebte auch Ya’acovs Großvater Yehuda. Die Familie sprach zu Hause Ladino, wie viele in der großen sephardischen Gemeinde Salonikas. Sie hatten auch Freunde unter der griechisch-orthodoxen Bevölkerung. Ya’acovs Vater besaß zusammen mit den Brüdern Zakkai ein gutgehendes Geschäft für Baumaterialien. Alle Handeli-Kinder besuchten die Schule, Ya’acov kam später sogar auf eine Privatschule, an der jüdische und christliche Jungen gemeinsam lernten.

 

Im Oktober 1940 marschierte die italienische Armee in Griechenland ein, Samuel kämpfte in der griechischen Armee, wurde verwundet und kehrte nach Hause zurück. Im April 1941 besetzte die deutsche Wehrmacht Salonika, schrittweise schränkten die deutschen Besatzungsbehörden die Lebensmöglichkeiten der jüdischen Bevölkerung ein. Ab Ende 1942 wurde den Juden Salonikas gesagt, sie würden nach Krakau umgesiedelt werden; Ya’acovs Vater kaufte Werkzeuge, um etwas für den Neuanfang zu haben. Im Frühjahr 1943 deportierte die SS die etwa 56.000 Juden Salonikas nach Auschwitz; nur 2.000 von ihnen überlebten. Handelis kamen am 14. April 1943 in Auschwitz an; Ya’acovs Eltern und Schwestern wurden wenig später in Birkenau ermordet, er selbst kam mit seinen beiden Brüdern für 40 Tage in Quarantäne im KZ Auschwitz I, dann ins KZ Buna/Monowitz. Dort musste Ya’acov miterleben, dass seine beiden Brüder starben. Als er selbst schon fast ein Muselmann war, hatte er Glück und kam als Kesselwäscher in die Küche; hier hielt der griechische Boxer Jacko Razon seine Hand über ihn.

 

Am 18. Januar 1945 trieb die SS Ya’acov Handeli mit den anderen Häftlingen auf den Todesmarsch nach Gleiwitz, von dort kam er zur Zwangsarbeit ins KZ Mittelbau-Dora. Schließlich transportierte die SS die Häftlinge ins KZ Bergen-Belsen, wo er am 15. April 1945 von britischen Truppen befreit wurde. Ya’acov Handeli arbeitete einige Zeit für die U.S. Army und lernte Englisch. Dann meldete er sich zur Hagana und wanderte 1948 über Marseille nach Israel ein, wo er im Unabhängigkeitskrieg kämpfte. 1950 verließ er die Armee und arbeitete die nächsten 34 Jahre für den United Jewish Appeal. Ya’acov Handeli heiratete Rachel, die er in der Armee kennengelernt hatte. Das Paar bekam eine Tochter und einen Sohn. Im Jahr 1992 veröffentlichte Ya’acov Handeli einen Bericht seines Überlebens, zunächst auf Hebräisch unter dem Titel מהמגדל הלבן לשערי אושוויץ (Vom weißen Turm zu den Toren von Auschwitz), 1993 auf Englisch unter dem Titel A Greek Jew from Salonica Remembers erschienen. Ya’acov und Rachel Handeli leben heute in Jerusalem.

(MN)



Quelle

Ya’acov (Jack) Handeli, Lebensgeschichtliches Interview [Eng.], 1.8.2007. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.

 

Literatur

Handeli, Ya’acov: מהמגדל הלבן לשערי אושוויץ. Tel Aviv: Korot 1992.

Handeli, Ya’acov: A Greek Jew from Salonica Remembers. New York: Herzl 1993.

[1] Ya’acov Handeli: A Greek Jew from Salonica Remembers. New York: Herzl 1993, S. 69.