Glossar

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Benennung des KZ Buna/Monowitz

Das im Oktober 1942 eröffnete Konzentrationslager lag innerhalb des I.G. Farben-Werksgeländes auf dem Gebiet des zuvor abgerissenen polnischen Dorfes Monowice (Monowitz) und wurde zunächst als „Lager Buna[1] bezeichnet. Der Name des Konzentrationslagers leitete sich von der Bezeichnung für künstlichen Kautschuk, „Buna“ (von BUtadien und NAtrium), ab. „Buna“ war ein seit 1927 von der I.G. Farbenindustrie patentierter, durch Polymerisation von Butadien durch den Katalysator Natrium synthetisch erzeugter Kautschuk. Dieser sollte im neu zu errichtenden Werk, neben synthetischen Treibstoffen, Vorprodukten für Chemiewaffen, Sprengstoffen und anderen Chemikalien hergestellt werden.

 

Der Name des Konzentrationslagers wechselte in der Folgezeit im Zuge von administrativen Veränderungen wiederholt. Am 22. November 1943 erließ der Reichsführer SS Heinrich Himmler den Befehl, das Konzentrationslager Auschwitz in drei Verwaltungseinheiten, Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II (Birkenau) und Auschwitz III (Monowitz und Außenlager) zu untergliedern. Abgesehen von den Nebenlagern mit landwirtschaftlichen Zucht- und Produktionsbetrieben, die von der Kommandantur von Auschwitz II (Birkenau) verwaltet wurden, unterstellte Himmler damit sämtliche Außenlager bei Industriebetrieben der SS-Lagerkommandantur in Monowitz. Im Dezember 1943 erfolgte dann die Umbenennung des als „Lager Buna“ bezeichneten Konzentrationslagers in „Arbeitslager Monowitz“[2]. Noch wenige Wochen vor der Räumung wurde die Verwaltung abermals neu geregelt. Per Standortbefehl unterstellte der Kommandant von Auschwitz das Vernichtungslager Auschwitz II (Birkenau) am 25. November 1944 verwaltungsmäßig wieder dem Stammlager, während das „Arbeitslager Monowitz“ in „Konzentrationslager Monowitz“[3] umbenannt und eigenständig wurde. In internen Dokumenten der I.G. Farbenindustrie wurde das Lager auch als „Lager IV[4] bezeichnet. Die von Joseph Borkin irrtümlich verwendete Bezeichnung „Auschwitz IV“[5] für das firmeneigene KZ Buna/Monowitz existiert in den historischen Quellen nicht.

 

Die Website des Norbert Wollheim-Memorials verwendet aus Gründen der Verständlichkeit bis auf einige Stellen, an denen die administrative Zuordnung von historischer Bedeutung ist, die Bezeichnung KZ Buna/Monowitz.

(FS)



Quellen

Frei, Norbert / Grotum, Thomas / Parcer, Jan / Steinbacher, Sybille / Wagner, Bernd C. (Hg.): Standort- und Kommandanturbefehle des Konzentrationslagers Auschwitz 1940–1945. München: Saur 2000.

Wochenbericht Nr. 62/63 für die Zeit vom 27.7. bis 9.8.1942, gez. Faust, NI-14553. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, Prosecution Exhibit 1992, reel 033, Bl. 359–360.

 

Literatur

Borkin, Joseph: Die unheilige Allianz der I.G. Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich. Frankfurt am Main/New York: Campus 1990.

Wagner, Bernd C.: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München: Saur 2000.

[1] Standortbefehl 54/43, 1.12.1943, zit. n. Norbert Frei / Thomas Grotum  / Jan Parcer / Sybille Steinbacher / Bernd C. Wagner (Hg.): Standort- und Kommandanturbefehle des Konzentrationslagers Auschwitz 1940– 1945. München: K.G. Saur 2000, S. 370.

[2] Standortbefehl 54/43, 1.12.1943, zit. n. Frei u.a. (Hg.): Standort- und Kommandanturbefehle, S. 370.

[3] Standortbefehl 29/44, 25.11.1944, zit. n. Frei u.a. (Hg.): Standort- und Kommandanturbefehle, S. 514.

[4] Wochenbericht Nr. 62/63 für die Zeit vom 27.7. bis 9.8.1942, gez. Faust, NI-14553. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, Prosecution Exhibit 1992, reel 033, Bl. 359–360, hier Bl. 359.

[5] Joseph Borkin: Die unheilige Allianz der I.G. Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich. Frankfurt am Main/New York: Campus 1990, S. 113.