Glossar

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Britische Kriegsgefangene als Zeugen im Wollheim-Prozess

In der Verhandlung der Klage Norbert Wollheims gegen I.G. Farben i.L. auf die Erstattung vorenthaltenen Arbeitslohns für die in der I.G. Auschwitz geleistete Zwangsarbeit traten unter anderem zwei ehemalige britische Kriegsgefangene als Zeugen der Anklage auf. Charles Joseph Coward und Robert William Ferris sagten am 19. Februar 1952 in Frankfurt am Main aus; ihre Zeugenvernehmungen waren die letzten des Verfahrens.

 

Robert William Ferris war während des gesamten Bestehens des Lagers E715 für britische Kriegsgefangene, von September 1943 bis zum 21. Januar 1945, in Auschwitz interniert. Charles Joseph Coward war von Dezember 1943 bis Dezember 1944 als Vertrauensmann (Man of Confidence) der britischen Kriegsgefangenen in E715. Beide haben während der Arbeit auf der Baustelle direkt miterlebt, wie die Häftlinge des KZ Buna/Monowitz von I.G.-Angestellten und SS mit brutalen Methoden zur Arbeit gezwungen und physisch ausgebeutet wurden. Die Misshandlungen, der schlechte Zustand der Häftlinge, die mangelhafte Kleidung, das schlechte und wenige Essen, die schwere Arbeit bis zur tödlichen Erschöpfung, die Angst der Häftlinge vor der Gaskammer, die sie auch krank und verletzt weiterarbeiten ließ, standen im Zentrum der Aussagen von Ferris und Coward. Daneben berichteten sie vom Hass der I.G.-Angestellten auf die jüdischen Häftlinge und der Teilnahme leitender I.G.-Angestellter bei Selektionen. Coward bezeugte die ablehnende Haltung der I.G.-Werksleitung, namentlich Walter Dürrfelds, als sich Coward bei ihm über den Umgang mit den KZ-Häftlingen beschwerte.

(MN)



Quellen

Charles Joseph Coward, Zeugenvernehmung, 19.2.1953. HHStAW, Abt. 460, Nr. 1424 (Wollheim gegen IG Farben), Bd. II, Bl. 278–284.

Robert Ferris, Zeugenvernehmung, 19.2.1953. HHStAW, Abt. 460, Nr. 1424 (Wollheim gegen IG Farben), Bd. II, Bl. 284–285.