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Carl Bosch (1874–1940)

Carl Bosch, Portrait, o.J., vermutlich Ende 1930er Jahre'© Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem
Carl Bosch, Portrait, o.J., vermutlich Ende 1930er Jahre
© Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem

Carl Bosch wurde am 27. August 1874 in Köln als Sohn eines wohlhabenden Installateurs geboren. Nach einer abgeschlossenen Schlosserlehre studierte er von 1894 bis 1896 Maschinenbau und Hüttenwesen an der Technischen Hochschule Charlottenburg, im Anschluss von 1896 bis 1898 Chemie in Leipzig. In dieser Zeit trat er der Burschenschaft Cimbria bei. Das Studium schloss er mit einer Promotion in organischer Chemie (Uber die Kondensation von Dinatriumacetondicarbonsäurediäthylester mit Bromacetophenon) ab. Ein Jahr später trat er in Ludwigshafen eine Stelle als Chemiker in der Indigo-Abteilung der BASF an. 1902 heiratete Carl Bosch Else Schilbach; das Paar bekam eine Tochter und einen Sohn.

 

Bei der BASF entwickelte Bosch bis 1913 ein Verfahren zur großtechnischen Ammoniaksynthese (Haber-Bosch-Verfahren). Im Ersten Weltkrieg war er Leiter des I.G.-Werks Oppau. Ohne die von Bosch in wenigen Monaten aufgebauten großtechnischen Produktionsanlagen zur Ammoniakherstellung („Salpeterversprechen“) wäre die Sprengstoffversorgung der Reichswehr im Ersten Weltkrieg nach kurzer Zeit zusammengebrochen: BASF produzierte bis Kriegsende 1918 jährlich über 500.000 t Ammoniak für die Rüstung. Im selben Jahr wurde Carl Bosch, dem „Begründer der Düngemittelherstellung – Brot aus der Luft“[1] von der Kgl. Bayer. Regierung der Titel eines Professors verliehen. Bosch wurde als Sachverständiger der chemischen Industrie zu den Vorabsprachen für den Versailler Vertrag delegiert. 1919 wurde er Vorstandsvorsitzender der BASF. Ab 1923 arbeitete Bosch an der Entwicklung der künstlichen Benzinerzeugung durch Kohlehydrierung. 1926 wurde er Generaldirektor der I.G. Farbenindustrie AG, er war es, der die Errichtung des neuen Verwaltungsgebäudes in Frankfurt am Main initiierte. 1931 erhielt Carl Bosch gemeinsam mit Friedrich Bergius den Chemie-Nobelpreis für die Entwicklung chemischer Hochdruckmethoden.

 

1935 wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrats der I.G. Farben; daneben war er im Aufsichtsrat u.a. von Degussa, Dynamit AG Troisdorf und der Rheinmetall-Borsig AG. Bereits im Mai 1933 hatte Bosch bei einer persönlichen Besprechung mit Hitler seine ablehnende Meinung zur antisemitischen Gesetzgebung angedeutet, was die Beziehung der bei den Männer nachhaltig störte. Nichtsdestotrotz setzte er sich für die Aufrüstung des NS-Regimes ein und engagierte sich 1936 in der Lilienthalgesellschaft für Luftfahrtforschung, deren Präsident Hermann Göring war. Ab 1937 war er Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, 1938 wurde er zum „Wehrwirtschaftsführer“ ernannt. In seinen letzten Lebensjahren war Bosch alkoholkrank und litt unter Depressionen. Er starb am 26. April 1940 in Heidelberg.

(SP)

 



Literatur

Bosch, Carl: Uber die Kondensation von Dinatriumacetondicarbonsäurediäthylester mit Bromacetophenon. Leipzig: Metzger & Wittig 1898.

Hayes, Peter: Industry and Ideology: IG Farben in the Nazi Era. Cambridge/New York: Cambridge UP 1987.

Heine, Jens Ulrich: Verstand & Schicksal. Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. Weinheim: VCH Verlagsgesellschaft 1990.

Kohl, Ulrike: Die Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Max Planck, Carl Bosch und Albert Vögler zwischen Wissenschaft und Macht. Stuttgart: Steiner 2002.

[1] Jens Ulrich Heine: Verstand & Schicksal. Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. Weinheim: VCH Verlagsgesellschaft 1990, S. 71.