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Fritz Haber (1868–1934)

Fritz Haber, Portrait zum 60. Geburtstag, '9.12.1928'© Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, 'Berlin-Dahlem
Fritz Haber, Portrait zum 60. Geburtstag,
9.12.1928
© Archiv der Max-Planck-Gesellschaft,
Berlin-Dahlem

„Im Frieden der Menschheit, im Krieg dem Vaterland.“[1]

 

Fritz Haber kam am 9. Dezember 1868 in Breslau als Sohn des jüdischen Farbenhändlers Siegfried und seiner Frau Paula (geb. Haber – eine entfernte Cousine) Haber zur Welt. Nach der Schule begann er, in Berlin und Heidelberg Physik und Chemie zu studieren. 1888 leistete er seinen Militärdienst ab, 1891 wurde er in Berlin zum Dr. phil. promoviert. Anschließend absolvierte Fritz Haber eine kaufmännische und technische Ausbildung in der chemischen Industrie. 1893 konvertierte er zum evangelischen Glauben. 1898 wurde er – gerade dreißigjährig – zum außerordentlichen Professor für physikalische Chemie der Technischen Hochschule Karlsruhe ernannt. 1901 heirateten Haber und die Chemikerin Dr. Clara Immerwahr. 1908 schloss er einen Beratervertrag mit der BASF, 1910 erarbeitete er mit Carl Bosch ein Verfahren zur großindustriell nutzbaren Ammoniaksynthese. 1912 gehörte er zu den Gründern des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie, das er bis 1933 leitete.

 

Im Ersten Weltkrieg war Haber außerdem Leiter der Chemischen Abteilung A 10 im Preußischen Kriegsministerium. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie expandierte stark aufgrund der dort durchgeführten Forschungsarbeiten zum Gaskampf- und Gasschutzwesen. Unter Habers Leitung gelangte Giftgas an der Front zum Einsatz. Wenige Tage nach dem ersten Chlorgasangriff bei Ypern 1915 nahm sich seine Frau das Leben. 1917 heiratete Haber Charlotte Nathan. Nach der deutschen Niederlage forderten die Siegermächte 1918 seine Auslieferung, um ihn wegen Missachtung der Haager Landkriegsordnung vor Gericht zu stellen. Er floh kurzzeitig in die Schweiz, konnte jedoch kurz darauf nach Berlin zurückkehren. Im selben Jahr erhielt er den Nobelpreis für Chemie, „for the synthesis of ammonia from its elements“[2]. Er war an der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (DEGESCH) beteiligt und blieb bis 1933 in die Entwicklung und Erforschung chemischer Waffen involviert.

 

1926 wurde Fritz Haber in den Aufsichtsrat der I.G. Farben berufen. Als er im März 1933 nach dem Will en der NS-Regierung jüdische Mitarbeiter/innen entlassen sollte, trat er selbst zum 1. Oktober 1933 zurück, nahm einen Ruf an die Universität Cambridge an und emigrierte nach England. Dort trat er wieder zum jüdischen Glauben über. Fritz Haber starb am 29. Januar 1934 auf einer Reise in die Schweiz.

(SP)



Literatur

Friedrich, Bretislav: Fritz Haber (1868–1934). http://www.fhi-berlin.mpg.de/~brich/Friedrich_HaberArticle.pdf (Zugriff am 5.8.2008).

Haber, Fritz: Fünf Vorträge aus den Jahren 1920–1923 über die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff. – Die Chemie im Kriege. – Das Zeitalter der Chemie. – Neue Arbeitsweisen. – Zur Geschichte des Gaskrieges. Berlin: Julius Springer 1924.

Heine, Jens Ulrich: Verstand & Schicksal. Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. Weinheim: VCH Verlagsgesellschaft 1990.

Szöllösi-Janze, Margit: Fritz Haber 1868–1943. Eine Biographie. München: Beck 1998.

http://www.fhi-berlin.mpg.de/history/ (Zugriff am 5.8.2008)

http://nobelprize.org/nobel_prizes/chemistry/laureates/1918/ (Zugriff am 5.8.2008)

[1] Haber in seinem Rücktrittsschreiben vom 1.10.1933, zit. n. Jens Ulrich Heine: Verstand & Schicksal. Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. Weinheim: VCH Verlagsgesellschaft 1990, S. 202.