Glossar

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Henryk Zwi Frank (*1923)

Die Geschwister Nusha, Henryk und Batya Frank, 1928'© Henryk Zwi Frank
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Die Geschwister Nusha, Henryk und Batya Frank, 1928
© Henryk Zwi Frank

Henryk Frank wurde am 27. Juli 1923 in Przemyśl, Polen, geboren, nach vier Töchtern als jüngstes Kind des Tischlermeisters Jitzhak und seiner Frau Henyah Frank. Die älteste Schwester, Nusha, war 14 Jahre älter als Henryk und nahm ihn oft mit auf Ausflüge, so entstand auch das Bild von ihr und dem fünfjährigen Henryk im Gewächshaus am Stadtrand. Nusha Frank und der zweitältesten Schwester Batia gelang 1932 und 1934 die Auswanderung nach Palästina. Henryk Frank war in der zionistischen Jugendbewegung, besuchte aber eine staatliche polnische Schule.

 

In den ersten Wochen nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen im September 1939 wurde Przemyśl von den Deutschen besetzt, in dieser Zeit wurden hunderte Juden ermordet. Die jüdische Bevölkerung war froh, dass die Osthälfte der Stadt, in der auch die Franks wohnten, von der Roten Armee besetzt wurde. Jitzhak Franks Tischlerei wurde Teil einer Kooperative von mehreren hundert Tischlern, in der auch er und Henryk arbeiteten. Nachmittags besuchte Henryk Frank die Berufsschule. Mit dem Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juni 1941 wurde auch die Osthälfte Przemyśls von den Deutschen besetzt. Juden mussten nun Zwangsarbeit leisten. Anfang 1942 wurde Familie Frank gezwungen, ihre Wohnung zu verlassen und ins Ghetto zu ziehen, bis im Spätsommer 1943 innerhalb weniger Tage 17.000 von 20.000 Einwohnern deportiert wurden, die meisten von ihnen nach Belzec. Henryks gesamte Familie wurde deportiert, er hat nie wieder von ihnen gehört.

 

Henryk Frank blieb alleine zurück, er erkrankte an Typhus, kam dennoch in ein Arbeitslager bei Przemyśl, bis er im Juni 1943 ins KZ Szebnie gebracht wurde, wo er als Tischler Zwangsarbeit leisten musste. Im September 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert und kam nach drei Wochen in Birkenau zur Zwangsarbeit ins KZ Buna/Monowitz. Nach zwei Monaten im Zementkommando wurde er als Tischler beschäftigt. Hierbei geriet seine linke Hand in die Maschine und er verlor den Zeigefinger und Teile von Mittel- und Ringfinger. Henryk Frank wurde im Krankenbau von einem Häftlingsarzt operiert, der ihn zwei Mal vor Selektionen bewahrte.

 

Am 18. Januar 1945 trieb die SS Henryk Frank und die anderen Häftlinge auf den Todesmarsch nach Gleiwitz. Von dort wurde Henryk für zwei Wochen in das KZ Buchenwald gebracht. Dann musste er mit einigen anderen Häftlingen in einem Außenkommando des KZ Mittelbau-Dora Erdarbeiten für die SS ausführen. Im April 1945 wurde er mit dem Zug nach Theresienstadt deportiert, wo ihn die Rote Armee befreite.

 

Henryk Frank wollte zu seinen beiden Schwestern nach Palästina. Über das DP Camp Landsberg konnte er schließlich 1948 nach Israel auswandern, wo er seinen Namen in Zwi Frank änderte. 1949 lernte er Tsilah kennen, sie heirateten und bekamen eine Tochter und einen Sohn. Tsilah starb 1983, seitdem lebt Henryk Zwi Frank allein in Kiryat Tivon, Israel.

(MN)

 

 

Fototafel von Henryk Zwi Frank



Quelle

Henryk Zwi Frank, Lebensgeschichtliches Interview [Hebr.], 12.2.1997. USC Shoah Foundation Institute, Survivors of the Shoah Visual History Archive, Code 27586.