Glossar

Fahren Sie mit der Maus über ein rotes Wort im Haupttext, um den Glossareintrag für dieses Wort zu sehen.

Horst Fischer (1912–1966)

Horst Fischer, geboren 1912, wuchs in Dresden und Berlin als Vollwaise bei Verwandten auf. Im Jahr 1932 nahm er ein Medizinstudium an der Universität Berlin auf, das er 1937 mit dem Staatsexamen abschloss. Am 1. November 1933 trat er der SS und am 1. Mai 1937 der NSDAP bei.

 

Nach Kriegsausbruch war Fischer als Truppenarzt eingesetzt. Am Überfall auf die Sowjetunion nahm er teil, wurde aber wegen einer Lungentuberkulose von der Front versetzt. In einem SS-Erholungsheim machte Fischer die Bekanntschaft mit Enno Lolling, dem Chef des Amtes D III des Wirtschafts- und Verwaltungshauptamts der SS (Sanitätswesen und Lagerhygiene), dem sämtliche Lagerärzte unterstanden. Lolling bot dem jungen SS-Mediziner an, sich in ein Konzentrationslager versetzen zu lassen. Dort könne er seine chirurgische Qualifikation erwerben. Fischer stimmte zu und wenig später wurde er nach Auschwitz versetzt.

 

Im November 1942 trat er seinen Dienst an. Hier war er dem SS-Standortarzt Dr. Eduard Wirths (1909–1945), einem Freund aus gemeinsamen Tagen der Ausbildung bei der SS, unmittelbar unterstellt. Vom einfachen Truppenarzt stieg Fischer in kurzer Folge zum Stellvertreter des Standortarztes und Lagerarzt des I.G. Farben-Lagers Buna/Monowitz auf. Er war von November 1943 bis September 1944 als Lagerarzt im Häftlingskrankenbau des KZ Buna/Monowitz tätig. Bis zur „Evakuierung“ genannten Räumung des Lagerkomplexes Auschwitz-Birkenau im Januar 1945 war Fischer einer der ranghöchsten SS-Mediziner in Auschwitz.

 

Der Auschwitzer KZ-Arzt Dr. Horst Fischer lebte nach 1945 fast 20 Jahre lang unbehelligt als Landarzt in der DDR. Wegen intensiver Westkontakte und „politischer Unzuverlässigkeit“ gegenüber dem DDR-Regime wurde Fischer vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) überwacht. Nachdem Mitte der 1960er Jahre seine Identität als SS-Arzt quasi als Nebenprodukt dieser Überprüfung durch das MfS aufgedeckt wurde, machte man ihm im März 1966 einen Prozess vor dem Obersten Gericht der DDR in Ostberlin.

 

Fischer wurde zum Tode verurteilt und am 8. Juli 1966 in Leipzig hingerichtet.

(CD)



Literatur

Dirks, Christian: „Die Verbrechen der anderen“. Auschwitz und der Auschwitz-Prozess der DDR: Das Verfahren gegen den KZ-Arzt Dr. Horst Fischer. Paderborn: Schöningh 2006.