Glossar

Fahren Sie mit der Maus über ein rotes Wort im Haupttext, um den Glossareintrag für dieses Wort zu sehen.

Das Archiv der Stiftung „I.G. Farbenindustrie“

Am 3. Juni 2003 übertrug die I.G. Farbenindustrie in Liquidation die Eigentumsrechte des historischen Unternehmensarchivs auf die 2001 gegründeten Stiftung „I.G. Farbenindustrie“. Im November 2003 meldete die I.G. Farbenindustrie i.L. Insolvenz an. Das Archivgut war zuvor aus der Insolvenzmasse herausgelöst worden. Die Aktenbestände wurden vom ehemaligen Firmensitz der I.G. Farben i.L. in der Silberbornstraße 14 in Frankfurt am Main nach Schwerin überführt, wo sie von dem ehemaligen Liquidator der I.G. Farbenindustrie und Vorstandsmitglied der Stiftung „I.G. Farbenindustrie“, Rechtsanwalt Volker Pollehn, verwaltet werden.

 

Der Umfang des gesamten Archivgutes umfasst rund 8.000 Akteneinheiten, mehrere Karteien, einige Karten und Fotografien. Die Laufzeit der Unterlagen erstreckt sich von den 1930er Jahren bis zum Jahr 2003, wobei der Überlieferungsschwerpunkt auf der Zeit nach 1945 liegt.

 

Die Bestände des Archivs der Stiftung „I.G. Farbenindustrie“ sind für die rechtsgeschichtliche, die unternehmenshistorische, lokalhistorische und die zeitgeschichtliche Forschung zum Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland von großer Bedeutung. Zudem sind in dem Archiv umfangreiche Quellen zur Erforschung der Geschichte des Holocaust überliefert.

Für die historische Forschung von besonderem Interesse sind folgende Teilbestände:

 

  1. Prozessakten zum Zivilverfahren des ehemaligen Monowitz-Häftlings Norbert Wollheim gegen die I.G. Farben i.L. (Wollheim-Prozess).
  2. Unterlagen zu den internationalen Verhandlungen über die Entschädigung ehemaliger Sklaven- und Zwangsarbeiter der I.G. Farbenindustrie, die nach dem Vergleich im Wollheim-Verfahren infolge des vom Bundestag beschlossenen Gesetzes über den Aufruf der Gläubiger der I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft in Abwicklung Zahlungen erhielten.
  3. Korrespondenz-Akten mit Überlebenden des Konzentrationslagers Buna/Monowitz.
  4. Akten zur Geschichte des I.G. Farbenhochhauses in Frankfurt am Main.
  5. Gläubigerakten von Architektenbüros, rund dreihundert Bauunternehmen und Lieferanten, die in den Aufbau der Ostwerke der I.G. Farbenindustrie (u.a. in Auschwitz, Heydebreck und Breslau) involviert waren.
  6. Akten über Lohn-, Gehalts- und Rentenansprüche ehemaliger deutscher Zivilarbeiter der Ostwerke I.G. Farbenindustrie in Auschwitz, Heydebreck und Breslau.
  7. Umfangreiche Aktenbestände zu den internationalen Unternehmensbeteiligungen und dem Vermögen der I.G. Farbenindustrie im Ausland (USA, Schweiz, West- und Osteuropa, Lateinamerika etc.).
  8. Unterlagen zur Unternehmenstätigkeit der I.G. Farbenindustrie i.L. von den 1950er Jahren bis 2003, welche u.a. die Aktionärsversammlungen und die Restitutionsbemühungen um Auslandsvermögen der I.G. Farbenindustrie dokumentieren.

 

Die Archivbestände sollen dem Fritz Bauer Institut und von dort der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main als Depositum übergeben und in den kommenden Jahren nach archivwissenschaftlichen Standards verzeichnet werden. Sobald die Archivalien erschlossen sind, werden sie der wissenschaftlichen Forschung zugänglich sein.

(FS)