Julius Paltiel (1924–2008)

v.l.n.r.: Bruder Idar, Großmutter, Oskar, Chaim und Itamar Mendelssohn, Bernhard Guttmann; vorne rechts Julius Paltiel
© Julius Paltiel
(Vera Komissar: På Tross av Alt. Julius Paltiel – norsk Jøde i Auschwitz [1995]. Trondheim: Communicatio 2004, S. 75.)
(„Der Tod ist mein ständiger Gefährte. Manchmal, wenn mich die Depression überwältigt, denke ich an den Tod als eine Erlösung. Aber ich habe mich entschieden. Ich will überleben. Ich will Zeugnis ablegen.“ (Übers. SP))
(Vera Komissar: På Tross av Alt. Julius Paltiel – norsk Jøde i Auschwitz [1995]. Trondheim: Communicatio 2004, S. 142.)
(„Als ich erneut durch das Tor mit der Inschrift Arbeit macht frei ging, ergriff die Kälte wieder Besitz von mir. Dasselbe passierte die beiden Male, die ich Buchenwald nach dem Krieg besucht habe. An beiden Orten sah ich vor meinem inneren Auge die Düsternis, hörte die Klagen der Gefangenen, sah endlose Reihen gebrochener Menschen, hörte das Gebell der Schäferhunde und die SS-Wachen, die die Gefangenen anbrüllten.“ (Übers. SP))
„Es ist immer kalt, sommers wie winters. Ich friere die ganze Zeit. […] Ich arbeite im Freien. Es ist Sommer geworden. Ich spüre weder Sonne noch Wärme, selbst wenn die Sonne von einem wolkenlosen Himmel brennt.“[1]
Julius Paltiel wurde als zweiter Sohn des Geschäftsmannes Salomon Paltiel und seiner Frau Kaja 1924 im norwegischen Trondheim geboren und verlebte eine glückliche Kindheit, geprägt von Skitouren und Wanderungen in der Umgebung. Nach dem Tod seines Vaters 1935 ging sein älterer Bruder Idar Paltiel aufs Handelsgymnasium. Julius sollte das Schneiderhandwerk lernen, damit die Brüder eine gemeinsame Fabrik betreiben könnten. Mit dem Einmarsch der Wehrmacht im April 1940 konnte Julius die Schule nicht mehr besuchen, als 18-jähriger wurde er schließlich am 6. Oktober 1942 verhaftet und mit 80 weiteren jüdischen Männern in das Gefangenenlager Falstad gebracht.
In diesem Lager wurden die norwegischen Juden besonders misshandelt, sie mussten Zwangsarbeit im Steinbruch leisten, mehrere starben. Ende Oktober wurden die überlebenden Häftlinge gemeinsam mit den jüdischen Frauen und Kindern Trondheims mit dem Zug nach Oslo transportiert, Julius traf seine Mutter wieder. Julius Paltiel litt an Rheuma und Gicht, wurde aber am 24. Februar 1943 mit dem Schiff Gotenland über Stettin und dann weiter über Berlin nach Auschwitz transportiert. Bei der Ankunft wurde seine Mutter auf einen Lastwagen getrieben, er sah sie nie wieder: Nur 27 männliche norwegische Juden seines Transports überlebten diese erste Selektion und kamen ins KZ Buna/Monowitz. Zunächst musste Julius im „Zementkommando“ Zementsäcke schleppen, sein Rheuma wurde schlimmer, im Krankenbau machte der SS-Arzt Mengele medizinische Versuche mit ihm.
Julius Paltiel heiratete und bekam zwei Kinder. Nach 25 Jahren reiste Julius das erste Mal wieder nach Auschwitz.
(SP)
Julius Paltiel, lebensgeschichtliches Interview
(Norwegisch, mdU)