Glossar

Fahren Sie mit der Maus über ein rotes Wort im Haupttext, um den Glossareintrag für dieses Wort zu sehen.

Paul Hoffmann (1921–2008)

Paul Hoffmann'© Daniel Hoffmann
Paul Hoffmann
© Daniel Hoffmann
Mathilde und Paul Hoffmann'© Daniel Hoffmann
Mathilde und Paul Hoffmann
© Daniel Hoffmann
Familie Hoffmann'© Daniel Hoffmann
Familie Hoffmann
© Daniel Hoffmann

Paul Hoffmann ist in einem kleinbürgerlichen Milieu aufgewachsen. Vier Jahre besuchte er die Jüdische Volksschule und von 1932 bis 1936 die Katholische Mittelschule in Iserlohn. Im Mai 1936 begann er eine kaufmännische Lehre in einem Bekleidungshaus in Iserlohn, dessen Besitzer ebenfalls Jude war. Seine Lehre musste er am 9. November 1938 beenden. Nach dem Novemberpogrom wurde Paul Hoffmann von der Gestapo verhaftet und blieb bis zum 12. Dezember 1938 im Gefängnis. Nach seiner Entlassung besuchte er von April bis September 1939 eine Jüdische Handwerkerschule in Hamburg, um sich auf die Auswanderung vorzubereiten.

 

Anschließend musste er Zwangsarbeit leisten: bis 17. November 1939 beim Ernteeinsatz in Lossow, Kreis Lebus, anschließend bis 1. April 1940 im Arbeitslager (Am grünen Weg) in Paderborn. Danach kam er bis zum 28. Febr uar 1943 ins Arbeitslager (Am Schloßhof) in Bielefeld. Am 1. März 1943 wurde Paul Hoffmann von dort nach Auschwitz deportiert, wo er zwei Tage später ins KZ Buna/Monowitz gebracht wurde. In Monowitz wurde er zunächst für Transport- und Montagearbeiten auf der Werksbaustelle der I.G. Farben eingesetzt. Bis Februar 1944 war er insgesamt fünf Mal im Krankenbau. Von Februar 1944 bis Januar 1945 versah er auf Vermittlung seines Freundes Heinz Giesener, der Kapo war, Schreibarbeiten im Kalkulationsbüro des Bunawerkes. Büroleiter war Hans Schorr, ein NSDAP-Mitglied, der Paul Hoffmann beschützte und ihm das Überleben ermöglichte. Am 18. Januar 1945 trieb die SS Paul Hoffmann mit tausenden weiterer Häftlinge auf dem Todesmarsch von Auschwitz zunächst nach Gleiwitz, dann in Waggons weiter nach Buchenwald, wo er von Ende Januar bis Ende Februar 1945 war. Ende Februar 1945 wurde Paul Hoffmann für einen Monat zur Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb in das KZ Holzen bei Holzminden in Niedersachsen, ein Nebenlager des KZ Buchenwald, geschickt. Am 10. April 1945 wurde er auf einen weiteren Marsch gezwungen, Ziel war das KZ Flossenbürg. Am 12. April 1945 gelang es ihm, abends allein in den Wald zu flüchten, einen Tag später wurde er in der Nähe von Eisenberg in Thüringen von amerikanischen Panzertruppen befreit.

 

Nach dem Krieg war Paul Hoffmann zunächst Leiter der kaufmännischen Verwaltung in der Herrenwäschefabrik Kaufmann & Sachs in Bielefeld. 1962 zog er mit seiner Frau und ihren zwei Kindern nach Düsseldorf um. Von 1962 bis 1986 war er zunächst Geschäftsführer, dann Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Bis 1996 war er Geschäftsführer des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Nordrhein. Am 11. Februar 2008 ist Paul Hoffmann in Düsseldorf gestorben.

 

Eine Darstellung seiner Kindheit- und Jugendjahre liegt in dem Buch seines Sohnes Daniel Hoffmann: Lebensspuren meines Vaters. Eine Rekonstruktion aus dem Holocaust vor.

(Daniel Hoffmann, Sohn Paul Hoffmanns)



Literatur

Hoffmann, Daniel: Lebensspuren meines Vaters. Eine Rekonstruktion aus dem Holocaust. Göttingen: Wallstein 2007.