Wilhelm Rudolf Mann (1894–1992)

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(Wilhelm Mann, Eidesstattliche Erklärung, 2.5.1947, NI-5167. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, Prosecution Exhibit 309, reel 018, Bl. 81–88, hier Bl. 85.)
[W]eder das Ausmaß der Erzeugung noch die Tatsache, daß große Mengen an Konzentrationslager versandt wurden, sind, für sich allein betrachtet, ausreichend für die Schlußfolgerung, daß die Personen, die von diesen Tatsachen Kenntnis hatten, auch um den verbrecherischen Zweck gewußt haben müssen, dem das Gas [Zyklon B] zugeführt wurde.“
(Das Urteil im I.G.-Farben-Prozess. Der vollständige Wortlaut. Offenbach am Main: Bollwerk 1948, S. 108–109).
„Fast anderthalb Jahrzehnte voll innerer Kämpfe […] waren notwendig, um die Erkenntnis reifen zu lassen, dass die für westliche Länder geeignete parlamentarische Staatsreform für deutsche Verhältnisse nicht passe […] Ungeheuer waren die Schwierigkeiten, die sich der neuen Regierung bei ihrem Amtsantritt entgegentürmten […] Aber ohne Zögern und mit größter Energie ging die Regierung ans Werk. Innerhalb weniger Monate wurden die Verhältnisse grundlegend umgestaltet [...] Das Volk bekam Ruhe und konnte wieder sicher, ohne für Leben und Gut zu fürchten, seinem Erwerb nachgehen.“[1]
Wilhelm Rudolf Mann wurde am 4. April 1894 als Sohn von Rudolf und Selma (geb. Herrenbrück) Mann geboren. Sein Vater war zunächst als Spediteur tätig und wurde später Pharma-Chef und Vorstandsmitglied von Bayer und I.G. Farben. Wilhelm Mann ging in Elberfeld und Lennep zur Schule und absolvierte 1910 die Handelsschule in Köln. Anschließend machte er eine dreijährige kaufmännische Lehre im Eisen- und Stahlwerk G. & J. Jäger in Elberfeld. 1913 diente er als Einjährig-Freiwilliger im Deutschen Heer und nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1919 begann Wilhelm Mann ein Studium der Nationalökonomie in Köln. Ein Jahr darauf trat er eine Stelle im Verkauf bei Hoechst an, wo er 1922 zum Prokuristen im Bereich Farben befördert wurde. 1926 wurde er nach Leverkusen versetzt und wurde im Bereich Pharmazeutika und Schädlingsbekämpfungsmittel der I.G. Farben zum Nachfolger seines Vaters aufgebaut und saß darüber hinaus im Aufsichtsrat der DEGESCH. Er heiratete zunächst seine Cousine Else Herrenbrück; nach deren frühem Tod war er in zweiter Ehe mit Gerda Liefeldt verheiratet. Aus erster Ehe hatte er drei Kinder.
1928 wurde Wilhelm Mann Direktor und folgte 1931 seinem Vater als stellvertretendes Vorstandsmitglied der I.G. Farben nach. Darüber hinaus wurde er Vorsitzender des Ostasien-Ausschusses und diente als dänischer Konsul für das Rheinland und Westfalen. 1931 trat Mann der NSDAP bei, 1934 wurde er ordentliches Vorstandsmitglied bei I.G. Farben und SA-Sturmführer.
(SP)