Glossar

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Willy Berler (*1918)

Willy Berler wurde am 11. April 1918 in Czernowitz in der Bukowina geboren, er hatte einen älteren Bruder. Sein Vater war Kaufmann und die Familie lebte in gehoben-bürgerlichen Verhältnissen. Er war Mitglied in zionistischen Jugendorganisationen und unternahm 1936 eine Reise ins Britische Mandatsgebiet Palästina. Ab 1937 besuchte er dort eine Landwirtschaftsschule, kehrte allerdings auf Wunsch seiner Eltern nach einem Jahr zurück, um in Liège, Belgien, Chemie zu studieren.

 

Seine Eltern überlebten den Krieg in Rumänien, da sie rumänische Beamte bestechen konnten und im Verborgenen lebten. Als die deutsche Wehrmacht 1940 Belgien überfiel, flüchtete Willy Berler mit zwei jüdischen Freunden nach Frankreich und kam in ein Flüchtlingslager nach Marseille. Aus Geldnot kehrte er im Oktober 1940 nach Liège zurück und arbeitete dort als Deutschlehrer für Erwachsene. Am 1. April 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet, nachdem ihn einer seiner Schüler denunziert hatte, und kam in ein Transitgefängnis. Dort freundete er sich mit Michel Zechel, einem jüdischen Arzt, an. Am 19. April wurden sie nach Auschwitz deportiert.

 

Willy Berler kam in das KZ Buna/Monowitz und dort in das „Kommando Holzhof“, in dem er schwere Baumstämme mit bloßen Händen transportieren musste. Nach einer Woche kam er völlig entkräftet in den Krankenbau. Nach seiner Entlassung sorgte sein Blockältester aus Mitleid Anfang Juli 1943 für seine Verlegung in das Stammlager Auschwitz I. Dort kam er in den Häftlingskrankenbau und wurde mit Hilfe Michel Zechels als Schonungskranker aufgenommen.

 

Als ehemaliger Chemiestudent wurde er Ende Januar 1944 dem „SS-Hygiene-Institut Rajsko“ zugeteilt, wo er in einem Pflanzenzuchtlabor arbeiten musste. In der Nacht des 18. auf den 19. Januar 1945 wurde er mit den übrigen Häftlingen aus Auschwitz auf den Todesmarsch getrieben und kam über das KZ Groß-Rosen am 6. Februar im KZ Buchenwald an. Dort wurde er an seinem Geburtstag, dem 11. April 1945, von der U.S. Army befreit.

 

Willy Berler kehrte nach Belgien zurück und holte 1946 mit seinem Bruder, der in der Roten Armee gekämpft hatte, ihre Eltern aus Rumänien nach. Er arbeitete in der Industrie und heiratete 1947 seine Frau Ruth. In Zusammenarbeit mit der Historikerin Ruth Fivaz-Silvermann verfasste Willy Berler das Buch Durch die Hölle. Monowitz, Auschwitz, Groß-Rosen, Buchenwald (2003), das zu großen Teilen seine Überlebensgeschichte erzählt. Fivaz-Silvermann steuerte dazu kurze, separat gesetzte Texte mit Hintergrundinformationen bei, die Berlers Bericht um Annotationen und Quellenverweise ergänzen. Willy Berler lebt heute in Brüssel und auf Gran Canaria.

(LG)



Literatur

Berler, Willy: Durch die Hölle. Monowitz, Auschwitz, Groß-Rosen, Buchenwald. Augsburg: Ölbaum 2003.