Glossar

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Winkel auf der Häftlingskleidung

Tabelle der Kennzeichnungen, die die Häftlinge in den Lagern tragen mussten'© Fritz Bauer Institut
Tabelle der Kennzeichnungen, die die Häftlinge in den Lagern tragen mussten
© Fritz Bauer Institut

In den Konzentrationslagern musste jeder Häftling auf der Kleidung einen Winkel tragen, der seinen „Haftgrund“ angab. Im KZ Buna/Monowitz hatten die Häftlinge hierfür je einen ca. 4 cm breiten und ca. 12 cm langen Stoffstreifen auf der linken Brustseite der Jacke und am rechten Hosenbein auf Höhe der Hosentasche anzubringen. Der Stoffstreifen zeigte ihre Häftlingsnummer, die ihnen bei der Ankunft im Lager in den linken Unterarm tätowiert wurde, und ein auf der Spitze stehendes Dreieck, den Winkel.

 

Fast 90% der Häftlinge im KZ Buna/Monowitz trugen einen roten Winkel, der sie als „politisch“ markierte. Der rote Winkel bezeichnete in den KZ zunächst Kommunist/innen und Sozialdemokrat/innen, bald aber alle Regimegegner/innen, damit in der Regel auch jüdische Häftlinge. Die jüdischen Häftlinge trugen zudem unter dem roten Winkel einen gelben Winkel mit der Spitze nach oben, so dass sich ein Davidsstern ergab, manchmal aber auch einfach nur einen gelben Streifen oberhalb des roten Winkels. Bei allen nicht-deutschen Häftlingen gab zudem ein Großbuchstabe innerhalb des Winkels die Herkunft an, z.B. „P“ für Polen, „T“ für Tschechen, „U“ für Ungarn, „F“ für Franzosen, „B“ für Belgier, „I“ für Italiener.

 

Etwa 8% der Häftlinge im KZ Buna/Monowitz trug einen schwarzen Winkel für den „Haftgrund“ „asozial“, etwa 5% einen grünen Winkel für „kriminell“.[1] Die grünen Winkel wurden weiter unterschieden: Deutete die Spitze nach unten, so hieß das „BV“ („Berufsverbrecher“), also Häftlinge, die auf Grund einer Verurteilung ins KZ gekommen waren. Deutete die Spitze nach oben, so handelte es sich um „SV“ („Sicherheitsverwahrte“), die ihre Verurteilung noch erwarteten bzw. ihre Strafe erst nach Beendigung des Krieges antreten sollten. Vor allem unter den Trägern schwarzer und grüner Winkel rekrutierte die SS Funktionshäftlinge im KZ Buna/Monowitz.

 

Die Kombination aus Winkel und Häftlingsnummer – also die unmittelbare Information zu Herkunft, Dauer des Aufenthalts im Lager und „Haftgrund“ – ermöglichte der SS und auch erfahrenen Häftlingen die schnelle Einschätzung der Position eines Häftlings und damit häufig auch seiner Überlebenschancen.

(MN)



Quelle

[Posener, Curt]: Zur Geschichte des Lagers Auschwitz-Monowitz (BUNA). Unveröffentlichtes Manuskript, undatiert, 53 Seiten. Archiv des Fritz Bauer Instituts.

 

Literatur

Wagner, Bernd C.: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München: Saur 2000.

[1] Daneben gab es in anderen nationalsozialistischen Konzentrationslagern weitere Winkel zur Kennzeichnung bestimmter Häftlingsgruppen, z.B. rosa Winkel für „Homosexuelle“, lila Winkel für „Bibelforscher“ (d.h. vor allem Zeugen Jehovas).