Die „kleine I.G.“ – Zusammenschluss von Dreibund und Dreierverband
Im Zuge der Kriegsproduktion im Ersten Weltkrieg erfolgte der von Carl Duisberg (Bayer) lange angestrebte Zusammenschluss der deutschen Farbenfabriken. Am 18. August 1916 schloss sich der „Dreibund“ (gegr. 1904 aus Bayer, BASF und Agfa) mit dem „Dreierverband“ (gegr. 1904–1907 aus den Farbwerken Hoechst, Cassella Farbwerke Mainkur und Kalle AG) und der chemischen Fabrik Weiler ter Meer zur „Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken“ mit einer Laufzeit von zunächst 50 Jahren zusammen. 1917 kam die chemische Fabrik Griesheim Elektron zur sogenannten „Großen I.G.“ hinzu.
Im Ausland hatte man begonnen, eine eigene Farbenindustrie aufzubauen, so dass es im Ausblick auf die Zeit nach dem Krieg wahrscheinlich schien, dass die deutsche Farbenindustrie ihre Vorreiterrolle nicht wieder herstellen können würde. Hinzu kam, dass die auf den Krieg ausgerichtete Produktion der chemischen Industrie in der Nachkriegszeit große Überkapazitäten produzieren würde, da sie sich ganz auf ihren Hauptabnehmer, den Staat, konzentriert hatte.
Mit dem Zusammenschluss wurden gemeinsame Richtlinien festgelegt, jedoch behielt jedes Unternehmen seine eigene Produktion, Geschäftsführung und Verkaufsorganisation. Die „kleine I.G.“ war in erster Linie eine Gewinngemeinschaft, nur wenige geschäftliche Beschlüsse mussten gemeinsam getroffen werden. Der Zusammenschluss, eigentlich für eine Laufzeit von 50 Jahren vorgesehen, konnte von den Mitgliedern jederzeit gekündigt werden. Daraus ergab sich eine gewisse Planungsunsicherheit, was Entscheidungen hinsichtlich gemeinsamer Rationalisierungsprozesse erschwerte. Dies brachte in den 1920er Jahren vor allem Carl Duisberg und Carl Bosch (BASF) dazu, einen engeren Zusammenschluss der deutschen Chemieindustrie anzustreben, die „I.G. Farbenindustrie AG“.
(DOP; erstellt auf der Grundlage von Karl Heinz Roth: Die Geschichte der I.G. Farbenindustrie AG von der Gründung bis zum Ende der Weimarer Republik)