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Arthur von Weinberg (1860–1943)

Arthur von Weinberg'© HistoCom GmbH (Archiv Höchst)
Arthur von Weinberg
© HistoCom GmbH (Archiv Höchst)

Arthur Weinberg wurde 1860 in Frankfurt am Main als Sohn der assimilierten jüdischen Industriellen Bernhard und Pauline Weinberg (geb. Gans) geboren und evangelisch getauft. 1877 begann er, an der Technischen Hochschule in München und der Universität in Straßburg Physik, Chemie, Mathematik und Altphilologie zu studieren. Er galt zudem als begabter Geigen- und Orgelspieler. 1882 wurde er im Bereich der Farbstoffchemie promoviert und trat im folgenden Jahr – wie sein Bruder Carl Weinberg – in die Farbenfabrik Leopold Cassella & Co. GmbH, geführt von ihrem Onkel Leo Gans, ein. Im Laufe seiner Tätigkeit entdeckte Arthur Weinberg verschiedene Herstellungsmethoden für synthetische Farben. Das Werk, das er gemeinsam mit seinem Bruder Carl leitete, galt um 1900 als weltgrößter Hersteller synthetischer Azofarbstoffe.

 

1908 wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Carl von Kaiser Wilhelm II. in den Adelsstand erhoben. 1909 heiratete Arthur von Weinberg Willemine Peschel, eine verwitwete Holländerin, und adoptierte ihre Töchter, Marie Elisabeth und Charlotte. 1913 bekam er den Titel eines Preußischen Geheimen Regierungsrats verliehen. Am Ersten Weltkrieg nahm er – obwohl schon 54 Jahre alt – als Major der Reserve teil. 1916 wurde er Leiter des Referats „Chemie im Kriegseinsatz und Arbeitsdepartement“ im Preußischen Kriegsministerium. 1918 war er an der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (DEGESCH) beteiligt.

 

Nach Gründung der I.G. Farben AG 1925, in der Cassella aufging, wurde Arthur von Weinberg Mitglied des Aufsichtsrats und des Verwaltungsrats, zuständig für Wissenschaft, Patente und Fabrikation der Farbstoffe. Er unterstützte zahlreiche Kultur- und Sporteinrichtungen finanziell, darunter das Städelsche Kunstinstitut und die 1914 gegründete Frankfurter Universität, deren Ehrensenator er wurde. Anlässlich seines 70. Geburtstags wurde ihm 1930 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Frankfurt am Main verliehen.

 

Vom nationalsozialistischen Staat wurde von Weinberg als Jude verfolgt, 1933 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde wieder aberkannt. 1938 musste er wegen der antisemitischen Gesetzgebung der Nationalsozialisten von allen I.G.-Ämtern zurücktreten und im November 1938 musste er seine Villa der Stadt Frankfurt am Main unter Wert verkaufen. Er zog zu seinen Töchtern an den Ammersee, wo er am 2. Juni 1942 verhaftet und nach Theresienstadt deportiert wurde. Der Einsatz seiner früheren Vorstandskollegen Carl Krauch und Hermann Schmitz für seine Freilassung kam zu spät: Arthur von Weinberg starb 82-jährig am 20. März 1943 in Theresienstadt an den Folgen einer Gallenblasenoperation.

(SP)



Literatur

Heine, Jens Ulrich: Verstand und Schicksal. Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. Weinheim: VCH Verlagsgesellschaft, 1990.

Stolleis, Michael: Wissenschaftler, Unternehmer, Mäzen, NS-Opfer. Zur Erinnerung an Arthur von Weinberg (1860–1943). In: Forschung Frankfurt, 1/2007, S. 94–98, http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/2007/Forschung_Frankfurt_2007/Wissenschaftler__Unternehmer__Maezen__NS-Opfer_20_.pdf (Zugriff am 13.3.2008).

Szöllösi-Janze, Margit: Fritz Haber 1868–1934. Eine Biographie. München: Beck 1998.