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Benjamin B. Ferencz (*1920)

Benjamin Ferencz, 2008'© Benjamin Ferencz (www.benferencz.org)
Benjamin Ferencz, 2008
© Benjamin Ferencz (www.benferencz.org)
Hauptankläger Benjamin Ferencz im Nürnberger Nachfolgeprozess Fall IX (1947–1948)'© United States Holocaust Memorial Museum
Hauptankläger Benjamin Ferencz im Nürnberger Nachfolgeprozess Fall IX (1947–1948)
© United States Holocaust Memorial Museum

Benjamin Berell Ferencz wurde am 11. März 1920 in Soncuta-Mare in Rumänien als Sohn von Joseph Ferencz und Sarah Ferencz (geb. Legman Schwartz) geboren. Seine Familie emigrierte nach New York, bevor er ein Jahr alt war. Ferencz besuchte The City College of New York bis 1940 und studierte anschließend an der Harvard Law School. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kriminologen Sheldon Glueck beschäftigte er sich bereits während des Studiums mit der Dokumentation deutscher Kriegsverbrechen. Nach seinem Studienabschluss 1943 nahm Ferencz an der Invasion in der Normandie 1944 teil. Versetzt in den War Crimes Branch der U.S. Army sammelte er Beweise über die NS-Verbrechen und ermittelte in den befreiten Konzentrationslagern Buchenwald, Mauthausen und Dachau. Weihnachten 1945 wurde er aus der Armee (im Rang eines Sergeanten der Infanterie) entlassen. Im Prozess gegen 24 ehemalige Angehörige der Einsatzgruppen, dem Nürnberger Nachfolgeprozess Fall IX (1947–1948), fungierte Ferencz als Hauptankläger.

 

1948 wurde er zum Generaldirektor der Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) ernannt, die sich auf Grundlage der von der amerikanischen Militärregierung erlassenen Restitutionsgesetze um den Nachweis und die Rückgabe des von den Nationalsozialisten enteigneten jüdischen Vermögens bemühte. Ferencz wurde 1952 zum Direktor der Conference on Jewish Material Claims against Germany und kurz darauf zum Direktor der 1948 gegründeten United Restitution Organization (URO) ernannt. Im selben Jahr nahm er für die JRSO an den Reparationsverhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel teil, die im September 1952 ins Luxemburger Abkommen mündeten.

 

In den 1950er Jahren bemühte sich Ferencz um Entschädigungszahlungen deutscher Wirtschaftsunternehmen an überlebende KZ-Häftlinge für geleistete Sklavenarbeit. Ausgangspunkt bildete das von Norbert Wollheim gegen die I.G. Farbenindustrie in Liquidation angestrengte Zivilverfahren. Er war an der Aushandlung des außergerichtlichen Vergleichs zwischen der I.G. Farbenindustrie i.L., der Claims Conference und Norbert Wollheim beteiligt. In den folgenden Jahren unterstützte er weitere Klagen ehemaliger KZ-Häftlinge auf Entschädigungszahlungen. Bei den deutschen Rüstungsfirmen Krupp, AEG, Telefunken, Siemens und Rheinmetall wurden Zahlungen erreicht. Friedrich Karl Flick verhinderte dagegen für seinen Konzern erfolgreich jegliche Entschädigungszahlungen.

 

Ferencz’ 1979 veröffentlichte Dokumentation Less than slaves (dt. Lohn des Grauens, 1981) über die jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen und Entschädigungsverhandlungen mit deutschen Wirtschaftsunternehmen war die erste bahnbrechende Darstellung zu diesem Thema. Sie wurde durch einen Dokumentarfilm von Lea Rosh, ’Vernichtung durch Arbeit’ – KZ-Häftlinge: Sklaven für die deutsche Industrie (ARD, Erstausstrahlung am 4. November 1984), einem breiteren Publikum bekannt. Im Jahr 1988 war Ferencz Mitbegründer der Friedensorganisation Pace Peace Center. Er war von 1985 bis 1996 außerordentlicher Professor für Internationales Recht an der Pace University New York und lebt heute mit seiner Frau Gertrude in New Rochelle, NY.

(FS)



Literatur

Ferencz, Benjamin B.: Less Than Slaves. Jewish Forced Labor and the Quest for Compensation [1979]. Bloomington: Indiana UP 2002.

Ferencz, Benjamin B.: Lohn des Grauens. Die verweigerte Entschädigung für jüdische Zwangsarbeiter. Ein Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte. Frankfurt am Main: Campus 1981.

 

Link

http://www.benferencz.org/