Glossar

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Benjamin Grünfeld (*1928)

Benny Grünfeld, 2008'© Nina Werth
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Benny Grünfeld, 2008
© Nina Werth

 a  „Unfortunately, all of the employees were Germans, and I was still scared to death for them. Doctors frightened me more than anyone else; I was so afraid that one of them would give me some kind of fatal injection that I hardly dared sleep at night. The doctors had been the cruelest killers in the concentration camps. They were responsible for selecting inmates for the gas chamber.“

(Benny Grünfeld: A teenager in Hitler’s death camps. U. M. v. Magnus Henrekson / Olle Häger. Dallas: Benbella Books 2007, S. 86.)

 

 b  „I have always known that I wanted to write down and relate my experiences in the German extermination camps. As early as 1947, I began to write down my experiences, but I gave up. It was too painful and anxiety-ridden. I did not realize then that Nazism would once again rear its ugly ahead around the world […] I haven’t been able to forget all the horrors I have seen; for better or worse, I have been gifted with a photographic memory […] In recent years I have given roughly 100 talks per year about my Holocaust experience. That gives me a great deal of inner satisfaction. I feel as though I am the mouthpiece for all the unfortunate people who were killed just because they happened to have been born Jewish.“

(Benny Grünfeld: A teenager in Hitler’s death camps. U. M. v. Magnus Henrekson / Olle Häger. Dallas: Benbella Books 2007. S. 97–98.)

„I had frequent dreams during my time in the camp. They were almost always nightmares, and of a very special kind. Of course, our daily life was a nightmare in itself. In my nocturnal dream world, I repeatedly tried to convince myself that the evil all around me was simply a nightmare from which I would soon awake. But each morning I awoke to the same painful realization that the nightmare was nothing less than reality itself.“[1]

 

Benjamin Grünfeld wurde am 6. Mai 1928 als dritter von vier Söhnen ungarischer Juden in Cluj, Rumänien, geboren. Der Vater Josef war ein anerkannter Uhrmacher und Goldschmied, auch die Söhne waren künstlerisch und musikalisch begabt. 1940 fiel Cluj (ungar. Kolozsvár) an Ungarn, im März 1944 begann für Benjamin der Zweite Weltkrieg: Sein ältester Bruder Armand wurde in die ungarische Armee eingezogen und die übrige Familie von der ungarischen Polizei verhaftet. Nach einigen Wochen in einem Zwischenlager wurde die ganze Familie nach Auschwitz deportiert. An der Rampe wurden sie getrennt: Der jüngste Bruder Sandor und die Eltern wurden sofort zum Tod bestimmt, Herman und Benjamin über Birkenau ins KZ Buna/ Monowitz gebracht. Im Zementkommando mussten sie Schwerstarbeit leisten, bis Herman zu den Lagergoldschmieden kam und Benjamin auf seine Fürsprache hin als Lagerbuchhalter und Grußkartenzeichner ins „Kommando 26“ versetzt wurde.

 

Benjamin Grünfeld entging den Selektionen immer wieder knapp, ein Mal nur, weil sich sein Kapo für ihn einsetzte. Gemeinsam mit den anderen Häftlingen wurden die Brüder am 18. Januar 1945 auf den Todesmarsch getrieben, über Gleiwitz kamen sie in offenen Güterwaggons ins KZ Mittelbau-Dora, wo sie in der Rüstungsindustrie arbeiten mussten. Schließlich gelangten sie, am Ende ihrer Kräfte, nach Bergen-Belsen, wo sie am 15. April 1945 von der Britischen Armee befreit wurden.

 

Benjamin arbeitete dann zunächst für die Briten, er malte englischsprachige Verkehrsschilder. Er erkrankte an Durchfall, musste ins Krankenhaus.  a Nach kurzer Zeit meldete er sich zu einem Krankentransport des schwedischen Roten Kreuzes. Beide Brüder ließen sich schließlich in Stockholm nieder. 1948 meldete sich Benjamin freiwillig zur israelischen Armee und nahm am Unabhängigkeitskrieg in der Luftwaffe teil. Er hatte jedoch Heimweh nach Schweden und kehrte eineinhalb Jahre später dorthin zurück. Er arbeitete für eine schwedische Luftlinie und heiratete Solvej, das Paar hat drei Kinder und 11 Enkelkinder. Seine Haft im Konzentrationslager verarbeitete er durch Malerei. Benjamin Grünfeld reist heute als Zeitzeuge zu Gesprächen durch ganz Schweden.  b  Seine Erinnerungen erschienen 1995 zunächst auf Schwedisch; seit 2007 liegt das Buch auch auf Englisch vor. 1996 kehrte Benjamin Grünfeld noch einmal nach Cluj und Auschwitz zurück; von seiner Reise in die eigene Vergangenheit erzählt der Film A round trip to hell – with Benny Grünfeld to Auschwitz von Olle Häger.

(SP)

 

 

Benjamin Grünfeld, lebensgeschichtliches Interview

(Schwedisch, mdU)



Quellen

Benjamin Grünfeld, Lebensgeschichtliches Interview [Schwed.], 6.6.1996. USC Shoah Foundation Institute, Survivors of the Shoah Visual History Archive, Code 16248.

Benjamin Grünfeld, Lebensgeschichtliches Interview [Schwed.], 12.1.2008. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Norbert Wollheim Memorial.


Literatur

Grünfeld, Benny: Tonåring i Hitlers dödsläger. I samarbete med Magnus Henrekson / Olle Häger. Stockholm: Almqvist & Wiksell 1995.

Grünfeld, Benny: A teenager in Hitler’s death camps. U. M. v. Magnus Henrekson / Olle Häger. Dallas: Benbella Books 2007.

 

Film

A round trip to hell – with Benny Grünfeld to Auschwitz (S 1996, R: Olle Häger)

[1] Benny Grünfeld: A teenager in Hitler’s death camps. U. M. v. Magnus Henrekson / Olle Häger. Dallas: Benbella Books 2007, S. 31.