Carl von Weinberg (1861–1943)

© Jüdisches Museum Frankfurt am Main
Carl Weinberg wurde 1861 als zweiter Sohn der assimilierten jüdischen Industriellen Bernhard und Pauline Weinberg (geb. Gans) geboren und evangelisch getauft. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und diente 1881 als Einjährig-Freiwilliger im Deutschen Heer. Carl Weinberg wurde mit 21 Jahren Teilhaber der Farbenfabrik Leopold Cassella & Co. GmbH, wo er 1900 die Pharmazeutische Abteilung gründete. 1898 zog er mit seiner Frau Mary in die „Villa Waldfried“ nach Schwanheim, wo er im Laufe der Jahre eine bedeutende Kunstsammlung etablierte.
Gemeinsam mit seinem Bruder Arthur von Weinberg wurde er 1908 in den preußischen Adelsstand erhoben. 1919 war Carl von Weinberg Mitglied der deutschen Delegation bei den Versailler Friedensverhandlungen, 1924 nahm er an den Verhandlungen über deutsche Reparationen (Dawes-Plan) in London teil. Nach der Gründung der I.G. Farben 1925 wurde er 1926 Mitglied im Aufsichtsrat, zuständig für Verkauf und Reparationsverhandlungen. Carl von Weinberg wirkte jahrelang als Stifter und Mäzen in der Stadt Frankfurt am Main, deren Silberne Plakette ihm 1928, wie auch die Ehrendoktorwürde der Universität Frankfurt am Main, verliehen wurde.
1936 schied er aus dem Verwaltungsrat aus, Ende Mai 1938 musste er als „Jude“ von allen Ämtern der I.G. Farbenindustrie zurücktreten und im Dezember seine Kunstsammlung der Stadt Frankfurt am Main weit unter Wert abtreten. 1939 floh er mit Hilfe von Freunden zu seiner Schwester Maria nach Italien ins Exil. Hier erhielt er finanzielle Unterstützung (80.000 RM jährlich) über eine von der I.G.-Farben kontrollierte Mailänder Firma. Am 14. März 1943 starb er in Rom.
(SP)