Glossar

Fahren Sie mit der Maus über ein rotes Wort im Haupttext, um den Glossareintrag für dieses Wort zu sehen.

Gedenkorte für das KZ Buna/Monowitz

Denkmal für die Opfer des KZ Buna/Monowitz in Monowice, 2003'© Matthias Naumann
Denkmal für die Opfer des KZ Buna/Monowitz in Monowice, 2003
© Matthias Naumann
Denkmal für die Opfer des KZ Buna/Monowitz vor dem Fabrikgelände der ehemaligen I.G. Auschwitz, 2003'© Matthias Naumann
Denkmal für die Opfer des KZ Buna/Monowitz vor dem Fabrikgelände der ehemaligen I.G. Auschwitz, 2003
© Matthias Naumann
Inschrift am Denkmal vor dem Fabrikgelände 'der ehemaligen I.G. Auschwitz, o.J.'© Ernest W. Michel
Inschrift am Denkmal vor dem Fabrikgelände
der ehemaligen I.G. Auschwitz, o.J.
© Ernest W. Michel

Einige Monate nach der Befreiung des KZ Buna/Monowitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 wurde das Lager aufgelöst und an seiner Stelle das zuvor niedergerissene Dorf Monowice von den zurückkehrenden polnischen Bewohnern wieder aufgebaut. Am Ort des Konzentrationslagers blieben nur einzelne Spuren dessen, was drei Jahre lang sein Erscheinungsbild prägte. Die Einwohner des Ortes errichteten in eigener Initiative ein weißes Steinkreuz und eine Tafel zum Gedenken an die Ermordeten des Lagers. Sie trägt in polnischer Sprache die Inschrift:

 

Zum Gedächtnis an die im Nebenlager Nr. IV in den Jahren 1941–1945 Ermordeten. Die Einwohner von Monowice.

 

Am Rande des Geländes der Fabrik, die als polnischer Staatsbetrieb weitergeführt wurde, ließ die Stadt Oświęcim ein Mahnmal für die beim Bau Ermordeten errichten. Es besteht aus vier übergroßen Steinsäulen, die in ihrer Form an die Zaunpfähle der Konzentrationslager erinnern. Zwischen ihnen spannt sich riesiger metallener Stacheldraht. Davor liegen Gedenktafeln im Boden, auf denen in mehreren Sprachen steht:

 

Here in the years 1941–1945 upon the site of the former extermination camp Auschwitz Buna-Monowice the Nazi perpetrators of the genocide killed about 30 000 political and war prisoners of various nationalisties. We honour their memory: The community of the Oswiecim district.

 

Die irreführende Reduzierung auf politische Häftlinge und Kriegsgefangene (90% der Häftlinge waren als Juden inhaftiert) spiegelt die sozialistische Rede einer verallgemeinerten Gruppe der „Opfer des Faschismus“ wieder. Beide Denkmäler an der Stelle des Lagers sprechen deutlich die Sprache derer, die sie initiierten: im Ort katholische Bauern, neben der Fabrik politische Vertreter des sozialistischen Polens.

 

Demgegenüber blieb das Verwaltungshauptgebäude der I.G. Farben in Frankfurt am Main weitgehend unverändert: Der Ort an dem Vorstandssitzungen stattfanden und Entscheidungen getroffen wurden, wurde nach 1945 zunächst von der U.S. Army als europäisches Hauptquartier, ab 2001 von der Goethe-Universität als Sitz ihrer geisteswissenschaftlichen Institute genutzt. Beim Einzug der Universität im Jahr 2001 weihten Fritz Bauer Institut und Universität eine Gedenktafel ein. Ihr Text, der die Geschichte des Gebäudes beschreibt und darin die enge Zusammenarbeit zwischen I.G. Farben und dem nationalsozialistischen Regime benennt, rahmt ein Zitat des Monowitz-Überlebenden Jean Améry:

 

Niemand kann aus der Geschichte seines Volkes austreten. Man soll und darf die Vergangenheit nicht ‚auf sich beruhen lassen‘, weil sie sonst aufstehen kann und zu neuer Gegenwart werden könnte.

 

Daneben existieren wenige Denkmäler mit spezifischem Monowitz-Bezug; bekannt ist nur das Mémorial en hommage aux déportés du camps de Auschwitz III Buna Monowitz auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise, gewidmet den Häftlingen des KZ Buna/Monowitz und dessen Außenlagern. Es besteht aus einer Tafel und einer Skulptur aus Eisen, die abgemagerte Häftlinge zeigt, wie sie einen entkräfteten Kameraden transportieren.

 

Ergänzend zu diesen bestehenden Gedenkmalen hat es sich das Norbert Wollheim Memorial zur Aufgabe gemacht, die Entstehung von und Lebensbedingungen im KZ Buna/Monowitz und die Geschichte der I.G. Farben aus verschiedenen Perspektiven darzustellen und so einen Raum zur Diskussion und Auseinandersetzung zu schaffen.

(SP)