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Monowitz / Monowice: Fabrik und Lagergelände nach 1945

Denkmal an der Westseite des Firmengeländes, 2003'© Matthias Naumann
Denkmal an der Westseite des Firmengeländes, 2003
© Matthias Naumann
Ehemalige Baracke, Monowice, 2003'© Matthias Naumann
Ehemalige Baracke, Monowice, 2003
© Matthias Naumann
Bunker, Monowice, 2003'© Stefanie Plappert
Bunker, Monowice, 2003
© Stefanie Plappert

Nachdem mit Walther Dürrfeld und Max Faust am 23. Januar 1945 die letzten I.G.-Mitarbeiter die Baustelle verlassen hatten, lag die „größte Investitionsruine des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg“[1] brach. Bei der Übernahme durch die Rote Armee am 27. Januar fanden auf dem Gelände keine Kämpfe statt, so dass die Fabrik beinahe unbeschädigt blieb. Zwar hatten I.G.-Mitarbeiter vor ihrer Abreise Teile der Betriebsanlagen lahmgelegt, also Steuerungs- und Verbindungselemente ausgebaut und abtransportiert. Dennoch „stellte die Fabrik beim Eintreffen der Sowjetarmee einen enormen ökonomischen Sachwert dar“[2]. Die Rote Armee umgab das Betriebsgelände ab Mitte Februar mit Wachposten und verpflichtete deutsche Kriegsgefangene zur Demontage und Verschickung von Einrichtungen und Maschinen nach Westsibirien. Dort entstand in Kemerowo ein Kombinat zur Hydrierung von Kohle. Als den polnischen Behörden der Betrieb Ende August 1945 übergeben wurde, war nurmehr das Trinkwasserumpumpwerk in Zaborze in betriebsbereitem Zustand. Was an Maschinenteilen in Oświęcim verblieb, bildete dennoch die Grundlage für eine der größten Kunststoffproduktionsstätten Polens. Heute noch beherrscht das riesige, meterhoch ummauerte Werksgelände der jetzigen Dwory S.A. mit seinen hohen Schornsteinen den Horizont auf der Autobahnfahrt von Kraków nach Katowice, die Fabrik war jahrzehntelang größter Arbeitgeber der Region. Die Ummauerung des Fabrikgeländes enthält noch heute Pfeiler aus der Umzäunung des I.G.-Baugeländes. An der Westseite des Firmengeländes wurde ein Denkmal für die Opfer von Zwangsarbeit und KZ zwischen 1941 und 1945 errichtet. Die „Bereitschaftssiedlung“ der I.G. für ihre Mitarbeiter stellt bis heute „einen erheblichen Anteil der Wohnfläche in Auschwitz dar“[3].

 

Die meisten Häftlinge des KZ Buna/Monowitz waren am 18. Januar 1945 auf den Todesmarsch getrieben worden. Die wenigen Verbleibenden wurden am 27. Januar von der Roten Armee befreit und in den folgenden Wochen entweder entlassen oder in Krankenhäuser der Umgebung gebracht. Auf das Gelände des Lagers kehrten die vor der Errichtung des KZ von dort vertriebenen polnischen Bewohner/innen des Dorfes Monowice zurück, die hier entlang der Lagerstraße ihre Häuser und Stallungen neu errichteten. Als Baumaterial verwendeten sie auch Teile der hölzernen Baracken des Lagers. Einige davon kann man heute noch erkennen, ebenso wie einzelne Betonpfeiler und die Bunker für die SS-Bewacher außerhalb des Lagergeländes. Zur Erinnerung an die begangenen Verbrechen errichteten die Dorfbewohner aus eigenen Mitteln ein Denkmal mit der Inschrift: Zum Gedächtnis an die im Nebenlager Nr. IV in den Jahren 1941–1945 Ermordeten. Die Einwohner von Monowice.

 

Heute bietet die Internationale Jugendbegegnungsstätte Auschwitz Führungen durch das Dorf an.

(SP)



Literatur

Setkiewicz, Piotr: Ausgewählte Probleme aus der Geschichte des IG Werkes Auschwitz. In: Hefte von Auschwitz 22 (2002), S. 7–147.

Steinbacher, Sybille: Auschwitz. Geschichte und Nachgeschichte. München: Beck 2004.

Wagner, Bernd C.: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München: Saur 2000.

 

Link

Internationale Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz: http://www.mdsm.pl/index.php?language=DE&id=33#Auschwitz%20III%20-%20Monowitz (Zugriff am 12.8.2008)

[1] Sibylle Steinbacher: Auschwitz. Geschichte und Nachgeschichte. München: Beck 2004, S. 102.

[2] Bernd C. Wagner: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München: Saur 2000, S. 295.

[3] Wagner: IG Auschwitz,S. 297.