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Organisationsstruktur und Kommandantur

Die interne Organisationsstruktur des KZ Buna/Monowitz bzw. der auch die Außenlager verwaltenden SS-Lagerkommandantur des Konzentrationslagers Auschwitz-III-Monowitz entsprach der seit 1933 entwickelten administrativen Gliederung der deutschen Konzentrationslager und wies fünf Abteilungen aus.

 

Der Kommandantur (Abteilung I) waren sämtliche Außenlager des Konzentrationslagers Auschwitz unterstellt. Die Politische Abteilung (Abteilung II) in Monowitz existierte zunächst nur als Außenposten des Konzentrationslagers Auschwitz, der von SS-Hauptscharführer Meister eingerichtet wurde. Ihm folgte nach kurzer Zeit SS-Unterscharführer Ernst Hofmann. Weitere dort tätige SS-Angehörige waren SS-Unterscharführer Josef Hofer und SS-Oberscharführer Josef Erber-Houstek, der – nach seinem Wechsel nach Birkenau – von Josef Wieczorek abgelöst wurde. Zur Nebenstelle der Politischen Abteilung des Stammlagers wurde die Politische Abteilung im KZ Buna/Monowitz unter der Leitung des SS-Oberscharführers Johann Taute ausgebaut. Zur Politischen Abteilung gehörte ein Aufnahme- und Entlassungsbüro sowie ein Referat Registratur, Organisation, Akten- und Karteiführung. Ein Erkennungsdienst, wie er im Stammlager im Block 26 existierte, wurde im KZ Buna/Monowitz nicht eingerichtet. In enger Abstimmung mit der Gestapo leitete die Politische Abteilung Fahndungsmaßnahmen bei Fluchtversuchen ein und führte Ermittlungen und Verhöre gegen den organisierten Widerstand im Lager durch, bei denen systematisch gefoltert wurde. Die Politischen Abteilungen unterhielten ein Spitzelsystem in den Lagern und waren unter den Häftlingen der Konzentrationslager gefürchtetes Terrorinstrument der SS.

 

Die Schutzhaftlagerführung (Abteilung III) in Monowitz unter der Leitung von SS-Obersturmführer Vinzenz Schöttl war dagegen eigenständig. Im November 1943 erhielt das KZ Buna/Monowitz, das in KZ Auschwitz III umbenannt wurde, wie Birkenau, eine selbständige Abteilung „Arbeitseinsatz“ (Abteilung IIIa), deren Leiter SS-Oberscharführer Richard Stolten wurde, der am 1. September 1944 von SS-Unterscharführer Rudolf Wilhelm Buchholz in dieser Funktion abgelöst wurde. Arbeitskommandoführer des KZ Buna/Monowitz wurde der aus Sachsenhausen strafversetzte, wegen brutaler Misshandlungen von Häftlingen gefürchtete SS-Hauptscharführer Bernhard Rakers. Die für die Verpflegung, Bekleidung, Unterkünfte und finanzielle Angelegenheiten zuständige Verwaltung (Abteilung IV) richtete für einige Aufgaben Nebenstellen in Auschwitz-III-Monowitz ein, wie z.B. Lebensmittelmagazine und eine Lagerküche. Die zu dieser Abteilung gehörenden Referate Gefangenen-Eigentums-Verwaltung und Häftlings-Geld-Verwaltung verfügten jedoch nicht über eigene Büros in der für das KZ Buna/Monowitz zuständigen Lagerkommandantur Auschwitz-III-Monowitz.

 

Die Abteilung V – SS-Standortarzt – erhielt eine eigenständige Verwaltungsstruktur für das KZ Auschwitz-III-Monowitz durch die Einsetzung eines Leitenden Arztes, der von seinem Dienstsitz in Monowitz zugleich die Aufsicht über alle Nebenlager führte. Im KZ Buna/ Monowitz selbst existierte ein Häftlingskrankenbau, in dem der Reihe nach folgende SS-Lagerärzte eingesetzt waren: VonOktober 1942 bis Dezember 1942 SS-Obersturmführer Dr. Bruno Kitt, von Dezember 1942 bis Januar 1943 oder März 1943 SS-Hauptsturmführer Dr. Hellmuth Vetter, von März 1943 bis zum 20. Oktober 1943 SS-Obersturmführer Dr. Friedrich Entress. Von Oktober 1943 bis  November 1943 folgte SS-Obersturmführer Dr. Werner Rohde, von November 1943 bis September 1944 SS-Hauptsturmführer Dr. Horst Fischer und zuletzt von September 1944 bis Januar 1945 SS-Obersturmführer Dr. Hans Wilhelm König.

 

Die offizielle Bezeichnung des KZ Buna/Monowitz wechselte mehrfach im Zusammenhang mit der Reorganisation der Verwaltung. Ein Jahr nach der Einrichtung des KZ Buna/Monowitz regelte ein grundlegender Befehl von Himmler am 22. November 1943 die Verwaltungsstrukturen neu. Das Konzentrationslager Auschwitz wurde in drei Verwaltungseinheiten untergliedert: Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II (Birkenau) und Auschwitz III (Monowitz und Außenlager). Abgesehen von den Nebenlagern mit landwirtschaftlichen Zucht- und Produktionsbetrieben, die von der Kommandantur von Auschwitz II (Birkenau) verwaltet wurden, unterstellte Himmler damit sämtliche Außenlager bei Industriebetrieben der SS-Lagerkommandantur in Auschwitz III (Monowitz). Im Dezember 1943 erfolgte die Umbenennung des als „Lager Buna“ bezeichneten Konzentrationslagers in „Arbeitslager Monowitz“. Am 25. November 1944 wurden die Verwaltungskompetenzen abermals neu geregelt. Per Standortbefehl unterstellte der Kommandant von Auschwitz das Vernichtungslager Birkenau (Auschwitz II) verwaltungsmäßig wieder dem Stammlager (Auschwitz I), während das „Arbeitslager Monowitz“ in „Konzentrationslager Monowitz“ umbenannt und eigenständig wurde. Diese Verwaltungsstruktur existierte bis zur Räumung des Lagers im Januar 1945.

(FS)



Quellen

Frei, Norbert / Grotum, Thomas / Parcer, Jan / Steinbacher, Sybille / Wagner, Bernd C. (Hg.): Standort- und Kommandanturbefehle des Konzentrationslagers Auschwitz 1940–1945. München: Saur 2000.

[Posener, Curt]: Zur Geschichte des Lagers Auschwitz-Monowitz (BUNA). Unveröffentlichtes Manuskript, undatiert, 53 Seiten. Archiv des Fritz Bauer Instituts.

 

Literatur

Dirks, Christian: „Die Verbrechen der anderen“. Auschwitz und der Auschwitz-Prozess der DDR: Das Verfahren gegen den KZ-Arzt Dr. Horst Fischer. Paderborn: Schöningh 2006.

Lasik, Aleksander: Die Organisationsstruktur des KL Auschwitz. In: Wacław Długoborski / Franciszek Piper (Hg.): Auschwitz 1940–1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz: Aufbau und Struktur des Lagers. 5 Bde. Oświęcim: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau 1999, Bd. 1, S. 165–320.

Makowski, Antoni: Organisation, Entwicklung und Tätigkeit des Häftlings-Krankenbaus in Monowitz (KL Auschwitz III). In: Hefte von Auschwitz 15 (1975), S. 113–181.

Wagner, Bernd C.: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München: Saur 2000.