Glossar

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Überlebendentreffen 1998

Das Treffen Buna-Überlebender in Frankfurt am Main, 1998'© Fritz Bauer Institut
Das Treffen Buna-Überlebender in Frankfurt am Main, 1998
© Fritz Bauer Institut
Das Treffen Buna-Überlebender in Frankfurt am Main, 1998'© Fritz Bauer Institut
Das Treffen Buna-Überlebender in Frankfurt am Main, 1998
© Fritz Bauer Institut

Im Oktober 1998 trafen sich auf Einladung des Fritz Bauer Instituts Überlebende des Konzentrationslagers Buna/Monowitz in der einstigen Zentralverwaltung der I.G. Farbenindustrie AG in Frankfurt am Main.

 

Ehemalige Zwangsarbeiter der I.G. Farben, die Mitglied im Rat der Überlebenden des Fritz Bauer Instituts sind bzw. waren, hatten den Wunsch geäußert, ein solches Treffen zu organisieren. Etwa 90 Überlebende aus aller Welt haben sich in Frankfurt am Main versammelt. Das Wiedersehen mit Kameraden war der Hauptzweck der Zusammenkunft. Doch die Überlebenden waren auch bereit, mit Schüler/innen zu sprechen, Schulbesuche zu machen, in Gesprächsgruppen Zeugnis abzulegen. Die Begegnung mit der Jugend war den Zeitzeugen ein wichtiges Anliegen. Auch Lesungen aus publizierten Zeugnissen und Vorträge von Historikern wurden veranstaltet, die vom Fritz Bauer Institut erarbeitete Ausstellung „I.G. Auschwitz“ gezeigt. Das Vorhaben, über die Geschichte der I.G. Farben im Nationalsozialismus und über die Historie des Werks I.G. Auschwitz aufzuklären, den künftigen Sitz der Johann Wolfgang Goethe-Universität, das I.G. Farben-Haus, in einen angemessenen historischen Kontext zu stellen, ist durch das Treffen und die Beiträge der Überlebenden gelungen.

 

Versuche, das vergangenheitspolitische Erbe, das die Goethe-Universität mit dem Einzug in die vormalige Verwaltungszentrale der I.G. Farben angetreten hat, zu eskamotieren, das I.G. Farben-Gebäude zum Beispiel in „Poelzig-Bau“ umzubenennen, sind nicht zuletzt durch das Engagement der Buna/Monowitz-Überlebenden gescheitert.

 

Auf der Eröffnungsveranstaltung des Treffens verlas die damalige hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Christine Hohmann-Dennhardt (SPD), den Text für die Gedenktafel, die vor dem I.G. Farben-Haus zum Einzug der Universität in das Gebäude angebracht werden sollte. Im Oktober 2001 wurde die Tafel in Anwesenheit von Überlebenden des Lagers Buna/Monowitz feierlich enthüllt. Die endgültige Fassung des Gedenktafeltextes hatte in der Universitätsleitung und der verantwortlichen Gedenktafelkommission noch Diskussionen erforderlich gemacht. In seiner Ansprache bei der Einweihung der Tafel machte der damalige Direktor des Fritz Bauer Instituts, Prof. Dr. Micha Brumlik, eine Überlegung publik, die in den folgenden Jahren nicht wenige Kontroversen auslöste. Brumlik erhob die von Überlebenden vehement unterstützte Forderung, den Grüneburgplatz, die Anschrift der Goethe-Universität im I.G. Farben-Haus, in „Norbert-Wollheim-Platz“ umzubenennen. Die Idee fand keine Zustimmung und ließ sich nicht realisieren. Alternativ zu der vorgeschlagenen Umbenennung des Grüneburgplatzes entwickelte sich das Konzept „Norbert Wollheim Memorial“, das durch Video-Interviews mit Überlebenden des KZ Buna/Monowitz, die Website www.wollheim-memorial.de und die Bereitstellung von Quellen die Möglichkeit bietet, sich mit der jüngsten, in die Gegenwart reichenden Vergangenheit zu befassen.

(WR)



Literatur

Begegnung ehemaliger Häftlinge von Buna/Monowitz. Zur Erinnerung an das weltweite Treffen in Frankfurt am Main 1998. Hg. v. Christian Kolbe / Tanja Maria Müller / Werner Renz. Frankfurt am Main: Fritz Bauer Institut 2004.