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Der Dokumentarfilm I was a Slave Labourer (UK 1999, R: Luke Holland)

Rudy Kennedy. Filmstill aus „I was a slave labourer“ (1999)'© WDR
Rudy Kennedy. Filmstill aus „I was a slave labourer“ (1999)
© WDR

„We are not going to ask for charity – we are telling them, what to do.“

(Rudy Kennedy)

 

Über drei Jahre dokumentierte Luke Holland die Aktivitäten des Buna/Monowitz-Überlebenden Rudy Kennedy. Kennedy geht es um eine individuelle Entschuldigung seitens der deutschen Regierung und der Nachfolgefirmen, sowie einen finanziellen Ausgleich für die Sklaven- und Zwangsarbeit, die er und andere für die deutsche Industrie während des Zweiten Weltkrieges verrichten mussten.

 

Nach der deutschen Wiedervereinigung waren die juristischen Bedingungen gegeben, die deutsche Regierung sowie die Nachfolge-Firmen für die Sklaven- und Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus haftbar zu machen. Der Film beleuchtet die Gründung der internationalen Kampagne für Entschädigung, zeigt Kennedys Reisen zu verschiedenen internationalen Konferenzen in England, den USA, Frankreich und Deutschland, seine Auftritte auf den Protesten gegen die Hauptversammlungen der I.G. Farbenindustrie AG i.L. 1996 und 1997 und seine Verständigung mit anderen Überlebenden des KZ Buna/Monowitz auf einem Überlebendentreffen 1998 in Frankfurt am Main. Die Suche nach einer juristischen Strategie und die Entscheidung, über die USA eine internationale Sammelklage einzureichen, sowie die Aushandlungsprozesse der Rechtsanwältinnen und -anwälte werden angesprochen.

 

Der Film thematisiert ebenfalls den Widerstand gegen die Forderung nach Entschädigung, mit dem Rudy Kennedy und andere Aktivist/innen kämpfen mussten und ihre bescheidenen Erfolge. Erst nach Einreichung von Sammelklagen im März und Juni des Jahres 1998 nahm die Deutsche Bundesregierung im Februar 1999 die Gründung der Entschädigungsstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (ausgestattet mit einem Bruchteil der geforderten Summe) in Angriff; nicht zuletzt, um Rechtssicherheit für die deutschen Nachfolgefirmen zu erstreiten.

 

Wolfgang Trautwein, der deutsche Botschafter in London erklärt, es sei einzigartig, dass nach über 50 Jahren noch Ansprüche erhoben würden, überall sonst wäre so etwas verjährt. Die I.G. Farben-Aktionäre bedauern die Verbrechen, aber lehnen jede Verantwortung und Entschädigungszahlungen ab. Die I.G. Farben i.L. lassen ihn nicht einmal in ihr Büro, im Nachfolgebetrieb BASF wird Rudy Kennedy kurz nach Gesprächsbeginn vor die Tür gesetzt. Bei anderen Begegnungen wird Luke Holland nach kritischen Fragen Rudy Kennedys gebeten, die Kamera auszuschalten.

 

I was a Slave Labourer erzählt aus der persönlichen Perspektive eines Überlebenden, was der Kampf um Entschädigung und um die Entschuldigung für das begangene Unrecht bedeutet. Er zeigt die abweisenden Reaktionen der deutschen Wirtschaft und Politik gegenüber den NS-Opfern und, wie diese, die Überlebenden stets in eine Bittstellerposition zu drängen, versuchen.

Durch die direkten Fragen Rudy Kennedys und Luke Hollands Montage des Materials wird die Weigerungshaltung auf deutscher Seite herausgearbeitet.

 

Der Film beginnt mit einigen der wenigen Farbfilmaufnahmen, die von der Baustelle in Buna/Monowitz gemacht wurden.

(SD)



Filmographie

Titel: I was a Slave Labourer

Land: UK

Jahr: 1999

Regie: Luke Holland

Produktion: ZEF Productions / Zephir Film im Auftrag von BBC / La Sept-ARTE / WDR

Darsteller/innen: Hans Deichmann (ehem. I.G. Farben), Wolfgang Trautwein (Dt. Botschaft London), Roman Halter (Holocaust Survivors Centre London), Ernest David (Association of Jewish Refugees, UK), Peter Gingold (Widerstandskämpfer), Ernst Bartels (Liquidator der I.G. Farben), Herr Papritz (Pensionskasse der BASF), Anthony Julius (Rechtsanwalt, UK), Hans Mommsen (Historiker), Stuttgarter Konferenz zu Zwangsarbeit, Karl Brozik (Claims Conference), Deborah Shulman, (Rechtsanwältin, USA), Francis Gredt (Mitarbeiter der Deutschen Botschaft, London), Rabbi Marcel Stourdza (Association Nationale des Deportés Juifs, Frankreich), Richard Sabarn (Association des Francais libres), Samuel White (Rechtsanwalt, USA), Holocaust Survivor Meeting Washington D.C., Überlebendentreffen Frankfurt/Main 1998, Dr. Michael Pinto-Duschinsky (Politologe), Gerhard Schröder (Bundeskanzler der BRD), Rolf Breuer (Vorsitzender der Deutschen Bank), Herr Krienke (I.G. Farben AG i.L.).

Länge: 75 min

 

Der Film ist im Video-Archiv des Fritz Bauer Instituts vorhanden (OV: englisch).