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Der Dokumentarfilm Monowitz. Ein Tatort (D/PL/I 2002, R: Alfred Jungraithmayr)

Der polnische Zeitzeuge Jozef Masior. Filmstill aus „Monowitz. Ein Tatort“ (2002)'© Alfred Jungraithmayr
Der polnische Zeitzeuge Jozef Masior. Filmstill aus „Monowitz. Ein Tatort“ (2002)
© Alfred Jungraithmayr
Der polnische Zeitzeuge Julian Zyła. Filmstill aus „Monowitz. Ein Tatort“ (2002)'© Alfred Jungraithmayr
Der polnische Zeitzeuge Julian Zyła. Filmstill aus „Monowitz. Ein Tatort“ (2002)
© Alfred Jungraithmayr

Monowitz. Ein Tatort ist ein Dokumentarfilm von Alfred Jungraithmayr aus dem Jahre 2002. Der Film beschreibt Planung und Hergang des Baus des I.G. Farben-Werks in Monowitz, I.G. Auschwitz, und den Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen dort. Zwischen 1941 und 1945 kamen auf der konzerneigenen Baustelle der I.G. Farben und dem zugehörigen KZ Buna/Monowitz tausende Menschen um.

 

In dem Film werden unterschiedliche Spuren verfolgt, die zu großen Teilen zum I.G. Farben-Konzern und den Verantwortlichen führen. Der ‚Tatort Monowitz‘ gerät in den Hintergrund und auch die ‚Taten‘ werden im Film nur oberflächlich aufgegriffen bzw. als bekannt vorausgesetzt. Zwei Herangehensweisen der Spurensicherung dominieren den Film. Einmal die Erinnerungen von Dr. Hans Deichmann, dem ehemaligen „Beauftragten für italienische Arbeiter in Oberschlesien beim Werksbau in Monowitz“ des „Generalbevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Erzeugung“, Carl Krauch. Ausgehend von seiner Erzählung „wird die Fährte nach Monowitz aufgenommen“, wie es im Film heißt. Durch Deichmann wird die Aufmerksamkeit auf italienische Zivilarbeiter gelenkt, die beim Aufbau der Fabrik in Monowitz arbeiteten. Deichmann selbst war in Italien für die Anwerbung von Arbeitern zuständig, pflegte allerdings ab 1943 Kontakte zum italienischen Widerstand und versuchte – wie er im Film sagt – „Steinchen ins Getriebe, ins Räderwerk des Nazi-Regimes zu werfen“.

 

Zudem kommen in kurzen Interviewausschnitten unterschiedliche Personen zu Wort: Ein ehemaliger italienischer Fremdarbeiter, Giovanni Busicchia, ein Überlebender des KZ Buna/Monowitz, Adam König, und polnische Dorfbewohner, die heute noch in der Nähe der ehemaligen I.G. Farben-Fabrik bzw. im Dorf Monowice leben und in der Zeit zwischen 1941 und 1945 dort gearbeitet hatten. Durch die verschiedenen Aussagen werden viele einzelne Aspekte der Lagerarbeit und des I.G. Farben-Konzerns angesprochen, die alle in verschiedene Richtungen führen und nicht weiter verfolgt werden. Zusätzlich eingeblendete Fotos, Karten und Pläne richten die Aufmerksamkeit weg vom ‚Tatort Monowitz‘ hin zu den Drahtziehern und den Verantwortlichen, ohne die Taten und Vorgänge genauer zu benennen.

 

Die zweite Herangehensweise ist die Spurensicherung vor Ort in Monowice. Wie der Titel des Films vermuten lässt, soll der ‚Tatort Monowitz‘, ein Ort der Vergangenheit und des vergangenen Geschehens, untersucht werden und Aufklärung erfolgen. „Der gleiche Ort, die gleiche Zeit, der gleiche Himmel.“ Diese Worte benutzt der Erzähler im Film, um eine Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart herzustellen. Vor Ort wurden nur ältere Menschen zu ihren Erinnerungen an Früher befragt, junge Menschen kommen gar nicht zu Wort. Obgleich dadurch der Eindruck entsteht, dass das „Monowitz“ der Vergangenheit thematisiert wird, vermitteln die Erzählungen und Bilder der Gegenwart ein unklares Bild dieser Vergangenheit. Außer einigen kleinen Relikten ist nichts mehr vom einstigen Tatort zu sehen.

(BG)



Filmographie

Titel: Monowitz. Ein Tatort

Land: Deutschland/Polen/Italien

Jahr: 2002

Regie: Alfred Jungraithmayr

Kamera: Pio Corradi

Darsteller/innen: Giovanni Busicchia, Giulia Dalpio-Busicchia, Hans Deichmann, Adam König, Władysław Kwaśniak, Jozef Masior, Jozef Piotrowski, Janina Szafraniec, Maria Tsachura, Julian Zyła.

Länge: 75 min