Hans Deichmann (1907–2004)

© Alfred Jungraithmayr
(Hans Deichmann: Oggetti – Gegenstände. Milano: All'insegna del pesce d'oro di Scheiwiller 1995, S. 113.)
„Nach dem ‚Auskämmen‘ der Italiener-Lager in Mantova, Modena und Carpri – Ergebnis: über 200 ‚Bauarbeiter‘! – beschloss der Oberstleutnant, es auch in Fiume zu versuchen und liess sich zusammen mit HD am 20.9. in einem ‚Ju 52‘-Wasserflugzeug der Luftwaffe von Venedig nach Fiume fliegen.“
(Hans Deichmann: Oggetti – Gegenstände. Milano: All'insegna del pesce d'oro di Scheiwiller 1995, S. 113–114.)
(Hans Deichmann: Oggetti – Gegenstände. Milano: All'insegna del pesce d'oro di Scheiwiller 1995, S. 28.)
(Hans Deichmann: Oggetti – Gegenstände. Milano: All'insegna del pesce d'oro di Scheiwiller 1995, S. 162.)
Hans Deichmann wurde am 9. September 1907 als Sohn des Kölner Bankiers Carl Theodor Deichmann und seiner Frau Ada (geb. von Schnitzler) geboren. Seine Kindheit verbrachte er zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Carl, seiner drei Jahre jüngeren Schwester Freya, die später Helmut James Graf von Moltke, den führenden Kopf des Kreisauer Widerstandskreises, heiratete, und seinen Eltern recht wohlbehütet. Das Bankhaus der Familie florierte, bis es Anfang der 1930er Jahre durch die Weltwirtschaftskrise in den Ruin getrieben wurde.
Im Jahr 1923 kam der 16-jährige Hans Deichmann auf das Deutsche Kolleg in Bad Godesberg, eine Internatsschule. Anschließend studierte er Jura und verbrachte im Sommer 1927 ein Semester in Wien. Seinen Beruf konnte er aber nach Abschluss des Studiums aufgrund der wirtschaftlichen Lage nicht ausüben und begann eine kaufmännische Lehre bei I.G. Farben in Frankfurt am Main. 1931 promovierte er an der Universität Bonn mit einer Dissertation über die Staatsaufsicht über Stiftungen. Seinen ursprünglichen Wunsch Richter zu werden gab Deichmann nach der Machtübergabe an die Hitler-Regierung aus politischen Gründen auf, weil er aus politischen Gründen nicht für die NS-Justiz arbeiten wollte. Im Juli 1934 wurde Deichmann von der I.G. Farbenindustrie für ein Jahr nach Paris geschickt, wo er die Holländerin Senta Fayan Vlielander Hein heiratete, mit der er vier Kinder hatte.
1937 wechselte Deichmann in die Italien-Abteilung der I.G. Farbenindustrie in Frankfurt am Main, wo er für den Verkauf von Farben zuständig war. Im Herbst 1940 (wahrscheinlich am 12. November 1940) wurde Deichmann bei einem privaten Besuch seines Onkels, des I.G.-Vorstandsmitglieds Georg von Schnitzler, Zeuge eines Gesprächs mit dem I.G.-Vorstandsmitglied Fritz ter Meer. Die beiden Manager begrüßten den möglichen Einsatz von KZ-Häftlingen beim Bau eines neuen Bunawerks in Auschwitz als Standortvorteil.[1] Im März 1942 wurde Deichmann als Beauftragter des „Generalbevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Erzeugung im Vierjahresplan“ (GBChem), Carl Krauch, nach Rom geschickt. Deichmann war von da an für die Gewinnung italienischer Bauunternehmen zuständig, die ihre Arbeiter für den Bau der oberschlesischen Hydrierwerke der I.G. Farben, also auch für den Bau des I.G.-Werks in Auschwitz, bereitstellen sollten. Bis September 1943 erfolgte
"/javascripts/tiny_mce/themes/advanced/langs/en.js?1228903100" type="text/javascript"> die Anwerbung auf freiwilliger vertraglicher Basis. Nach der Landung der Alliierten in Süditalien und der Kriegserklärung der neuen italienischen Regierung unter Marschall Pietro Badoglio gegen Deutschland im Oktober 1943 änderte sich die Rekrutierungspraxis von Arbeitskräften durch die Einführung von Zwangsmaßnahmen im noch nicht befreiten Norden Italiens grundlegend. Deichmann bemühte sich in der Folgezeit erfolgreich, die Zwangsrekrutierungen italienischer Arbeitskräfte zu vereiteln. Seit Oktober 1943 wurden keine italienischen Arbeitskräfte mehr für die oberschlesischen Werksbaustellen der I.G. Farben in Auschwitz, Heydebreck und Blechhammer rekrutiert. Gegen seinen Willen wurde er als Dolmetscher beim „Auskämmen“
Nach dem Krieg kehrte Hans Deichmann im Herbst 1945 nach Hessen in der amerikanischen Besatzungszone zurück.
Die Erinnerung an seine Zeit als I.G. Farben-Angestellter begleitete Deichmann sein ganzes Leben. Ende der 1980er Jahre begann er, seine Autobiografie zu schreiben. Im Jahr 1991 reiste er nach Auschwitz.
(BG/FS)