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Hans Kugler (1900–1968)

Hans Kugler. Fotoaufnahme aus der National Archives Collection of World War II War Crimes Records vom Nürnberger Prozess gegen I.G. Farben'© National Archives, Washington, DC
Hans Kugler. Fotoaufnahme aus der National Archives Collection of World War II War Crimes Records vom Nürnberger Prozess gegen I.G. Farben
© National Archives, Washington, DC

 a  Das Gericht urteilte über Kugler im Nürnberger Prozess gegen I.G. Farben: „Kugler hat als Vertreter der I.G. bei den Verhandlungen und anderen Maßnahmen tätig mitgewirkt, die zu dem Francolor Abkommen führten […] Kugler hat mit den Behörden während der militärischen Besetzung die Abmachung getroffen, daß ein Druck ausgeübt werden solle[…] Kugler war über alle getroffenen Maßnahmen unterrichtet und hat gewußt, daß das Francolor-Abkommen den Franzosen gegen ihren Willen und ohne ihre freie Zustimmung aufgezwungen wurde.“

(Das Urteil im I.G.-Farben-Prozess. Der vollständige Wortlaut. Offenbach am Main: Bollwerk 1948, S. 106.)

Hans Kugler wurde am 4. Dezember 1900 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Schulabschluss und einer kaufmännischen Lehre studierte er in Frankfurt und schloss 1921 mit dem Kaufmannsdiplom ab. Im selben Jahr trat er eine Stelle in der Verkaufsabteilung der Farbwerke Hoechst (vorm. Meister Lucius & Brüning) an und wurde nach wenigen Monaten Abteilungsleiter der Direktionsabteilung Farben. Im Jahr 1923, nach einer dreimonatigen Beurlaubung von Hoechst, promovierte er. Bei Hoechst wurde er 1924 zum Prokuristen ernannt; diesen Titel erhielt er 1928 auch bei I.G. Farben. Er heiratete 1925 Anna Stickler, mit der er zwei Kinder hatte. In zweiter Ehe war er mit Ellinor Antz verheiratet, das Paar bekam ein Kind.

 

1929 war Hans Kugler Mitbegründer des Drei-Sparten-Farbstoff-Kartells und fungierte in dessen Expertenkommission als Vertreter der I.G. Farben. 1934 wurde er zum Direktor der „Verkaufsgemeinschaft Farbstoffe“ der I.G. Farben ernannt, ohne jedoch in den Vorstand berufen zu werden. Im Oktober 1938 übernahm Hans Kugler auf Anordnung des Reichswirtschaftsministeriums die kommissarische Leitung der Aussig-Falkenauer Fabriken des Vereins für Chemische und Metallurgische Produktion in Prag. Im März 1939 konnte er deren Abteilung Teefarben der I.G. Farben übergeben und wurde zum Geschäftsführer der Teerfarbenwerke Aussig/Falkenau GmbH ernannt. Im Oktober desselben Jahres trat er der NSDAP bei. Darüber hinaus wurde er Mitglied des Südostausschusses und ein Jahr darauf des Kaufmännischen Ausschusses der I.G. Farben. Kugler war weiterhin in der Aneignung von Fabriken in den besetzten Gebieten durch die I.G. tätig und wurde in diesem Zusammenhang Ende 1941 Mitglied des kaufmännischen Ausschusses von Francolor S.A. 1943 übernahm er die stellvertretende Leitung der Fachgruppe 16 der Wirtschaftsgruppe Chemie; diese überwachte die Erzeugung und Verteilung von Farbstoffen und Zwischenprodukten bis Kriegsende. 1944 wurde er zudem Mitglied des Beirats für Exportfragen der Prüfungsstelle Chemie.

 

Nach seiner Verhaftung durch die U.S.-Militärregierung wurde Hans Kugler im Nürnberger Prozess gegen I.G. Farben 1948 zu eineinhalb Jahren Haft wegen „Plünderung und Raubs“, insbesondere wegen Firmenübernahmen in Frankreich, verurteilt.  a  Anschließend war er als Vorstandsmitglied bei den Cassella-Farbwerken Mainkur AG und der Riedel de Haèn AG tätig; darüber hinaus war er Mitglied des Hauptausschusses des Verbandes der Chemischen Industrie e.V . Hans Kugler starb am 14. September 1968 in Bad Homburg.

(SP)



Quellen

Karl von Heider, Eidesstattliche Erklärung, 9.1.1947, NI-5008. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, ADB 11 (d), Bl. 143–145.

Hans Kugler, Eidesstattliche Erklärung, 17.1.1947, NI-5069. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, ADB 11 (d), Bl. 225–229.

Hans Kugler, Positionen nach Anhang A, 13.8.1947, NI-9754. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, ADB 11 (d), Bl. 141–142.

 

Literatur

Podewin, Norbert (Hg.): Braunbuch. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Berlin (West) [Berlin (Ost) 1968].Berlin: Edition Ost 2002.

Das Urteil im I.G.-Farben-Prozess. Der vollständige Wortlaut. Offenbach am Main: Bollwerk 1948.