Max Faust (1891–1980)
(Arnest Tauber, Eidesstattliche Erklärung, 3.5.1947, NI-4829. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, ADB 74 (d), Bl. 147–149, hier Bl. 148.)
Der Reichsführer fragte ferner, ob wir – nachdem schon 3 Bunawerke in Betrieb seien – nicht jeweils wieder unsere Fabrikationsbauten nach den gleichen Plänen errichten könnten. Wir erwiderten, daß dies auch zum Teil geschehen sei, daß aber andererseits betriebliche Verbesserungen auch Änderungen der Baukonstruktionen erfordert hätten. Er meinte, wenn dadurch Zeit verloren ginge, sei es vorzuziehen, auf Grund der gleichen Planungen schneller zu bauen und dafür gewisse Nachteile in der Fabrikation in Kauf zu nehmen.
Besondere Beachtung fand die Fertigbeton-Bauweise, die er dem Obersturmbannführer Höß zur Nachahmung in den KL's der SS empfahl. Beim Abschied sagte uns der Reichsführer jede nur mögliche Unterstützung zu und forderte uns auf, uns zu melden, wenn es irgendwo fehle.“
(Auszug aus: Wochenbericht Nr. 60/61 für die Zeit vom 13.7. bis 26.7.1942, gez. Faust, NI-14551. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, Prosecution Exhibit 1991, reel 033, Bl. 353–355, hier Bl. 354.)
(Max Faust, Zeugenvernehmung, 4.12.1952. HHStAW, Abt. 460, Nr. 1424 (Wollheim gegen IG Farben), Bd. I, Bl. 164R–172R, hier Bl. 165.)
(Er nennt dann noch Realvergleich üblicher Lohn: RM 1,20 – 1,30 pro Stunde.)
(Max Faust, Zeugenvernehmung, 4.12.1952. HHStAW, Abt. 460, Nr. 1424 (Wollheim gegen IG Farben), Bd. I, Bl. 164R–172R, hier Bl. 168R.)
Max Faust wurde am 5. April 1891 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Bauingenieurwesen und trat 1922 bei der BASF in Ludwigshafen ein. Dort arbeitete er – 1936 zum Oberingenieur befördert – in der Bauabteilung. Faust wurde im Mai 1933 NSDAP-Mitglied. 1941 wurde er zum Prokuristen der BASF ernannt. Ab Januar 1940 war er als Bauleiter bei der I.G. Farben in der Nähe von Breslau in Schlesien tätig, zunächst beim Bau des dritten Bunawerks der I.G. in Rattwitz, der im Sommer 1940 wieder eingestellt wurde, und anschließend bei der Errichtung des geheimen Nervengaswerks der I.G. Farbenindustrie in Dyhernfurth.
Im Januar 1941 besuchte Max Faust zum ersten Mal den Bauplatz in Auschwitz-Monowitz und schrieb ein positives Gutachten bezüglich seiner Eignung für die Zwecke der I.G. Er hatte bei diesem Besuch auch von dem bestehenden Konzentrationslager Auschwitz erfahren. Im Juni desselben Jahres übernahm Faust die Bauleitung des Werkes Auschwitz. Vom offiziellen Betriebsführer der I.G. Auschwitz – Otto Ambros – wurde Faust mit der Abwicklung des Tagesgeschäfts betraut und als Stellvertreter vor Ort benannt. In dieser Eigenschaft führte Faust die Verhandlungen mit dem Lagerkommandanten des KZ Auschwitz, Rudolf Höß, über den Einsatz von Häftlingen aus dem KZ Auschwitz auf der Baustelle der I.G. Farbenindustrie. Faust gab im Nürnberger Prozess gegen I.G. Farben zu Protokoll, er habe einmal die Erschießung eines Häftlings durch einen SS-Mann und „verschiedentlich erschöpfte Häftlinge herumsitzen oder liegen“[1] gesehen. Von Misshandlungen der Häftlinge durch I.G.-Angestellte wusste er; nach dem Krieg warfen ihm ehemalige Häftlinge vor, selbst Häftlinge verprügelt zu haben.
Im Nürnberger Prozess gegen I.G. Farben erklärte er nach dem Krieg zu seiner Verteidigung, er sei aus betriebswirtschaftlichen Gründen gegen den Einsatz von Häftlingen gewesen, da diese „weit weniger arbeiteten als normale Arbeiter“ und „außerdem die Misshandlungen einen schlechten Eindruck auf die deutschen und fremdländischen [sic] Arbeiter machten“.[2] Max Faust hatte das KZ Buna/Monowitz drei Mal besucht und beobachtete, dass „sich Dinge dort ereigneten, die
zu verheimlichen die SS Grund hatte“[3]. Jedoch sah er die I.G. nicht in der Pflicht, für die Häftlinge – an denen sie immerhin profitierte, indem sie sie an Subunternehmer zu vielfachem Preis weitervermietete – zu sorgen.
(SP)