Paul Friedrich Häfliger (1886–1950)
(Paul Häfliger, Eidesstattliche Erklärung, 2.5.1947, NI-5165. Archiv des Fritz Bauer Instituts, Nürnberger Nachfolgeprozess Fall VI, reel 017, Bl. 1204–1211, hier Bl. 1210.)
Wir sind bedenkenfrei davon überzeugt, daß Häfliger auf Grund seiner umfangreichen Tätigkeit in dieser ganzen Angelegenheit gewußt hat, daß die Norsk-Hydro gegen den Willen und ohne die Zustimmung der Eigentümer gezwungen wurde, sich an diesem Projekt zu beteiligen, das die Benutzung ihrer Fabriken zugunsten der feindlichen Rüstung während einer militärischen Besetzung vorsah.“
(Das Urteil im I.G.-Farben-Prozess. Der vollständige Wortlaut. Offenbach am Main: Bollwerk 1948, S. 100–101.)
„Ich war immer entsetzt über die rücksichtslosen politischen Massnahmen des Nazi-Regimes: den Rassenhass und die Verfolgung der Juden besonders in Verbindung mit den Nürnberger Gesetzen, die Einrichtung der Gestapo, die jeden mit Furcht und Unsicherheit erfüllte, die Unterdrückung der Gerechtigkeit und die Unterdrückung der Kirchen, und auf dem wirtschaftlichen Gebiet die stärker werdenden Kontrollen, die jede freie geschäftliche Tätigkeit behinderten.“[1]
Paul Friedrich Häfliger wurde am 19. November 1886 in Steffisburg bei Bern als Sohn des Kaufmanns und bolivianischen Generalkonsuls Johann Friedrich Häfliger und seiner Frau Anna (geb. Schumacher) geboren. Nach dem Schulbesuch in Bern absolvierte er zwischen 1903 und 1905 die Ecole de Commerce Supérieure in Neuchâtel. Anschließend war er kaufmännisch bei verschiedenen Firmen tätig. Darüber hinaus unternahm er Reisen für das schweizerische Serum- und Impfinstitut. 1909 trat er bei der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron als Verkaufskorrespondent ein. 1914 wurde er Prokurist, 1915 Leiter der Kriegssäure-Kommission in Berlin. 1924 wurde er stellvertretender Leiter des Werkes Griesheim. Nach der Fusion zur I.G. Farben AG erhielt er 1926 den Rang eines stellvertretenden Vorstandsmitglieds. Zugleich übernahm er die Leitung des Verkaufs der Schwerchemikalien innerhalb der VG Chemikalien. Häfliger war ab 1937 Mitglied des Chemikalien- und des kaufmännischen Ausschusses der I.G. und wurde 1938 ordentliches Vorstandsmitglied.
1945 wurde er das erste Mal von der U.S. Army verhaftet, 1947 zum zweiten Mal. Im selben Jahr wurde er im Nürnberger Prozess gegen I.G. Farben angeklagt und 1948 wegen „Plünderung und Raubs“, insbesondere in Bezug auf norwegische Betriebe, zu zwei Jahren Haft verurteilt.
(SP)