Glossar

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Filme über I.G. Farben und das KZ Buna/Monowitz

Der polnische Zeitzeuge Julian Zyła. Filmstill aus „Monowitz. Ein Tatort“ (2002)'© Alfred Jungraithmayr
Der polnische Zeitzeuge Julian Zyła. Filmstill aus „Monowitz. Ein Tatort“ (2002)
© Alfred Jungraithmayr
Filmstill aus „Am Ende kommen Touristen“ (2007)'© 23/5, ZDF
Filmstill aus „Am Ende kommen Touristen“ (2007)
© 23/5, ZDF

„Indem das Kino uns die Welt erschließt, in der wir leben, fördert es Phänomene zutag, deren Erscheinen im Zeugenstand folgenschwer ist. Es bringt uns Auge in Auge mit Dingen, die wir fürchten. Und es nötigt uns oft, die realen Ereignisse, die es zeigt, mit den Ideen zu konfrontieren, die wir uns von ihnen gemacht haben.“[1]

 

Dem Film kommt in der Auseinandersetzung um gesellschaftliche Themen eine bedeutende Rolle zu. Während Dokumentarfilmen in Zusammenhang mit den Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschland Beweiskraft etwa in Prozessen zugeschrieben wurde,[2] mussten sich Spielfilme zum Holocaust immer wieder der Kritik an ihrem Umgang mit Geschichte stellen. Die Frage nach der Darstellbarkeit des Holocaust stellt sich für den Film umso mehr, als es keine Filmaufnahmen aus den Konzentrationslagern gibt. Erst nach der Befreiung entstanden die Aufnahmen, die von den Alliierten als Dokumente gedreht wurden. Nachstellungen verbieten sich aus moralisch-ethischen Gründen.

 

Es gibt verschiedene filmische Annäherungen an die Geschichte der I.G. Farben und ihr Werk und Konzentrationslager bei Auschwitz. Dabei handelt es sich sowohl um Dokumentar-, wie auch um Spielfilme. Auffällig ist, dass alle auf Abbildungen des KZ Buna/Monowitz verzichten.

 

Der Spielfilm Der Rat der Götter  (DDR 1949/50, R: Kurt Maetzig) versucht ein Portrait der I.G. Farbenindustrie AG und prangert ihre Verstrickungen in die Rüstungsproduktion des Deutschland der Zwischenkriegszeit und die herrschende Missachtung von Rechten der Arbeiter/innen an. Der (fiktionale) Fernseh-Vierteiler Väter und Söhne (BRD 1984/85, R: Bernhard Sinkel) folgt über drei Jahrzehnte zwei Familien (einer deutsch-jüdischen und einer deutsch-nicht-jüdischen) auf ihrem ineinander verwobenen Weg durch die deutsche (Chemie-)Geschichte, geprägt von I.G. Farben. Beide Filme, im Abstand von fast vierzig Jahren gedreht, sind geprägt vom Versuch, sich mit dem Geschehen auseinanderzusetzen, allerdings machen die politischen Umstände ihrer Entstehung die großen Unterschiede der Filmerzählungen verständlich.

 

Dem Umgang von Deutschen und Polen mit der Gedenkstätte Auschwitz im heutigen Polen widmet sich der Spielfilm Am Ende kommen Touristen (D 2007, R: Robert Thalheim).

 

Der einzige Film, der auf einer literarischen Vorlage eines Buna/Monowitz-Überlebenden beruht, ist La Tregua (Die Atempause) (I/F/CH/D 1996/97, R: Francesco Rosi) nach dem gleichnamigen Roman von Primo Levi. Der Film zeigt die Befreiung der Figur Primo aus Buna/Monowitz und seine anschließende lange Reise zurück in seine italienische Heimat in ruhigen Bildern und stilisierender Absicht.

 

Eine zweite Gruppe von Filmen verfolgt eine dokumentarische Annäherung an das KZ Buna/Monowitz. Hierzu gehört Monowitz. Ein Tatort (D/PL/I 2002, R: Alfred Jungraithmayr), in dem eine Spurensuche vor Ort, im polnischen Monowice, unternommen wird. In dem britischen Dokumentarfilm Satan at his best (UK 1995, R: Maurice Hatton) berichten ehemalige britische Kriegsgefangene von ihrer Gefangenschaft im Kriegsgefangenenlager E715 in Auschwitz und den Begegnungen mit den KZ-Häftlingen bei der Zwangsarbeit in I.G. Auschwitz.

 

Escape from Auschwitz. A portrait of friendship (USA 2001, R: Josh Springer) befasst sich mit der geglückten Flucht der Freunde Max Drimmer und Herman Shine aus dem KZ Buna/Monowitz und ihrer anschließenden Zeit im Untergrund. Den Erzählungen der beiden Männer ist ein Experte zur Seite gestellt, der die Aussagen im Rahmen der Oral History und ihrer Bedeutung kontextualisiert. Ein weiterer Dokumentarfilm zeigt die Bemühungen früherer Häftlinge um Entschädigung: I was a slave labourer (GB 1999, R: Luke Holland) folgt dem Überlebenden Rudy Kennedy bei seinem fünfzig Jahre nach Kriegsende geführten politischen Kampf um Anerkennung und angemessene Entschädigung seiner Leiden vor dem Hintergrund gegenläufiger wirtschaftlicher und politischer Interessen.

(SP)



Literatur

Kracauer, Siegfried: Theorie des Films. Die Errettung der äußeren Wirklichkeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1964.

 

Link

http://www.cine-holocaust.de

[1] Siegfried Kracauer: Theorie des Films. Die Errettung der äußeren Wirklichkeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1964, S. 395.

[2] So wurde etwa der Film Nazi Concentration Camps (USA 1945, R: George Stevens) am 29. November 1945 im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess als Beweismittel vorgeführt, vgl. http://www.cine-holocaust.de (Zugriff am 8.9.2008).